Völlig klar: Eine Doom/Death-Band, die bei Ván Records unter Vertrag steht, kann nicht einfach eine ganz normale Doom/Death-Band sein. Sind WARDENCLYFFE natürlich auch nicht. Schon die Covergestaltung trägt gänzlich andere Züge als das in diesem Genre üblicherweise der Fall ist, und die Entstehungsgeschichte hinter der Band aus dem schwedischen Nörköpping ist ebenso ungewöhnlich.
Gitarrist und Sänger Jacob Nordangård hatte ursprünglich zur Unterstützung seiner Doktorarbeit – das gänzlich unmetallische Thema: The Political History of Biofuels in the European Union – musikalische Unterstützung komponiert, woraus dann WARDENCLYFFE entstanden. Auf dem Debut „Control All Delete“ gibt es einen – erneut nicht ganz gewöhnlich für Doom/Death-Bands – höchst abwechslungsreichen Mix, der sämtliche, eigentlich eng gefassten Grenzen des Genres auslotet. Jacob Nordangård setzt seine Stimme ausgesprochen variabel ein, growlt ebenso überzeugend wie er Klargesang oder beschwörendes Wispern hinbekommt.
Die Gitarrenfraktion, bestehend aus dem Frontmann sowie Ola Blomkvist und Robert Karlsson soliert, rifft, harmoniert auf Weltklasseniveau, schüttelt sich grobschrötige Death-Metal-Körner ebenso lässig aus dem Hemdsärmel wie fein gemahlenes Melodiewerk. Heftige Eruptionen wie im extrem gelungenen „A Journey Through The Major Arcana“ setzen geschickt immer wieder fette Ausrufezeichen, schwer walzende Slo-Mo-Parts mit flammenden Gitarrenharmonien bilden dazu den Konterpart. Neben den unvermeidlichen BLACK SABBATH, deren Werke letztlich Grundlage aller Standgas-Bands sind, tauchen Referenzen von PARADISE LOST über CElTIC FROST bis hin zu GRIFTEGARD auf.
FAZIT: Veröffentlichungen von Ván Records wohnt stets ein gewisser Zauber inne – WARDENCLYFFE bilden keine Ausnahme und sorgen für ein erstes Jahreshighlight im Bereich des zählflüssigen Düstermetalls.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.03.2015
Emil Åström
Jacob Nordangård
Ola Blomkvist, Robert Karlsson, Jacob Nordangård
Micael Zetterberg
Ván Records
40:20
06.03.2015