Es ist ein umgedrehtes Kreuz mit dem symphonischen Black/Death Metal: wo auch immer diese Bezeichnung angebracht scheint, hecheln die meisten Protagonisten Pionier Nergal hinterher. Dessen Formel klingt auf den ersten Hör so einfach wie erfolgversprechend, ganz so leicht geht es dann aber doch nicht.
Auch WHORION versuchen sich zum ersten Mal auf Albumlänge an dieser Spielart. Nach sechs Jahren beharrlichen Übens mit diversen Besetzungswechseln sind die Finnen spielerisch auch durchaus in der Lage, dem Genre gerecht zu werden. Zudem tragen sie mit Orchesterbombast (aus der Konserve allerdings) noch ein bisschen dicker auf und klingen im Einstiegsdoppelpack, als hätten sich die Köpfe von VADER, NIGHTWISH und IN FLAMES zur musikalischen Skatrunde getroffen.
Mit dem kurzen Intro „Awakening“ und dem folgenden „Blood Of The Weak“ sind dann aber auch schon alle Schwachpunkte von WHORION offenbar: Der aufgepumpte Mix bläst erst die Gehörgänge frei und frischt anschließend mit seinem penetranten Beckenzischen den Tinnitus auf. Sologitarren und Vocals mit Arsch in der Hose haben da wenig Chancen, alles klingt, als hätte es zu wenig Platz. Angenehmer wären deshalb die ruhigen Filmmusik-Einlagen – wenn sie nicht so erschreckend harmlos und 08/15 komponiert wären. Hans Zimmer mag ähnlich klingen, hat aber eindeutig ein ganz anderes Handwerk auf der Pfanne als dieses Truppe.
Die gleichen Qualitätsmängel in Sachen Songwriting offenbaren die Mitteltracks von „The Reign Of The 7th Sector“. Gegniedel und Gedudel, das in seiner Quintessenz kaum mehr bietet als aktuelle Charthits, wenig Freude am Detail, Hauptsache schnell, brutal und böse.
Immerhin, mit einer guten halben Stunde werden des Hörers Nerven nicht allzu sehr strapaziert, und letztlich ziehen sich WHORION mit den beiden Schlusstracks noch ganz gut aus der Affäre. „Immaculate“ trumpft nach dem drögen und schief arrangierten Instrumental „Gates Of Time“ mit gedoppelten Leads und auflockernden Grooves, und „Arrival Of Coloss“ schielt wenigstens kurzfristig einmal in Richtung US-Death.
FAZIT: Auf „The Reign Of The 7th Sector“ ist noch vieles im Ungleichgewicht. WHORION wissen, wo sie hin wollen und haben das Zeug, es auch zu spielen, brauchen aber dringend einen Ideengeber, der sie vom Massentourismus zur metallischen Individualreise lotst.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.06.2015
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35:45
27.04.2015