Irren ist bekanntlich menschlich. Vor gut zwei Jahren sprangen WOMBBATH auf den schwer beladenen 20-Jahre-Jubiläumszug auf, der in der Death Metal-Szene immer mehr an Fahrt aufnehmen sollte. Damals legte die umfangreiche Retroaufmachung des Re-Releases ihres einzigen Studioalbums "Internal Caustic Torments" nahe, dass es wohl zu keiner Reunion kommen würde und zunächst wurde es auch wieder still um die Schweden. Zu einer richtigen Wiedervereinigung kommt es nun nicht, dafür aber nach satten 22 Jahren zu einem neuen Album unter dem Namen WOMBBATH.
Auf "Downfall Rising" ist von den Originalmitgliedern nur noch Håkan Stuvemark übrig, der zwischenzeitlich mit SKINEATER schon wieder Todesbleiblut geleckt hatte. Schon 2014 wurden WOMBBATH offiziell reaktiviert, aber erst ein Jahr später steht eine neu formierte Band und brandneues Material bereit. Im April 2015 gab es bereits den neuen Song ‚Decomposed Sanity‘ im Zuge einer Split-Single mit den recht unbekannten WARHOUND zu hören, nun folgen sieben weitere Stücke in Albumform. Aber egal, ob man das nun als Reunion, Comeback oder sonst was bezeichnen möchte, durchgängig überzeugend ist das dazugehörige Liedgut nicht geworden.
Nun ist das Debüt vielleicht auch leicht überbewertet, aber dennoch verfügten WOMBBATH vor zwei Jahrzehnten noch über eine gewisse Eigenständigkeit. Anno 2015 ist das Ganze einreduziert auf typisch schwedischen Death Metal, wie man ihn in den letzten Jahren etwas zu oft präsentiert bekommen hat. Zu Beginn versuchen sich WOMBBATH erst gar nicht an wie auch immer gearteten Experimenten, sondern zimmern einfach drauf los. Dabei binden sie alle Genretrademarks zwischen Doom und Uptempo ein, aber bis auf ein paar Intros gibt es erst einmal nichts, was von der bekannten Formel abweicht. Das passt alles in allem, ein paar Ohrwurmriffs werden in abwechslungsreiche Songs eingebunden, mit der gut aufgestellten Konkurrenz können WOMBBATH aber nicht mithalten. Sobald sie aber dann doch andere Wege suchen, überzeugt das nur mäßig, so wie das etwas zu melodisch geratenen Gitarrensolo in ‚Under Apokalypsens Svarta Vingar‘.
Etwas aufhorchen lässt das kantige 'Putrid And Bound (By The Seed Of Satan)', das mit Progressivität und Black Metal spielt und dessen Boshaftigkeit etwas eindrucksvoller nachwirkt. Die diesen Song umrahmenden Titel gehen als gut durch, wirklich außergewöhnlich sind sie aber auch nicht geraten. Noch einmal überraschen können die Schweden mit dem Quasi-Outro 'Abandoned Furthermore', in dem sie es mit der Experimentierfreude allerdings etwas zu weit treiben. Das epische Keyboardstück klingt eher nach zahmen DIMMU BORGIR und kann nicht so ganz mit der zuvor präsentierten Bandidentität in einen Kontext gebracht werden. "Downfall Rising" wird vermutlich nichts weiter als eine knapp halbstündige Fußnote in der Death Metal-Geschichte bleiben, mit der WOMBBATH vielleicht nicht enttäuschen, aber auch keine Jubelstürme entfachen. Warum für sie allerdings der Name der kleinen Death Metal-Legende bemüht werden musste, wird nicht so ganz ersichtlich, dafür haben das neue Material zu wenig mit dem vor 22 Jahren erschienenen Debüt zu tun.
FAZIT: Håkan Stuvemark reaktiviert die Death Metal-Veteranen WOMBBATH, allerdings mit gänzlich neuen Kollegen und einem durchschnittlichen Album. "Downfall Rising" ist größtenteils eine schwedisches Death Metal-Scheibe unter viel zu vielen, die keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird und nicht so ganz mit dem bisherigen Schaffen der Band in Verbindung zu bringen ist. Ob WOMBBATH das allerdings ändern werden, ist fraglich, denn obwohl ein experimenteller Song funktioniert, lässt der andere eine Identitätskrise erahnen. Ein weiteres Comeback-Scheibchen, das zwar keine wirkliche Katastrophe geworden ist, auf die man aber in dieser Form durchaus hätte verzichten können.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.08.2015
Håkan Stuvemark, Jonny Pettersson
Jonny Pettersson
Håkan Stuvemark, Al Riglin
Henrik Åberg
Pulverised Records
32:06
07.08.2015