„The House Of Rain“ ist das dritte Album (Nummer Vier, wenn man „Transmissions“ des instrumentalen SN-A-Projekts mitzählt) der Münsteraner Band seit 2010. Und wieder musizieren X-MARKS THE PEDWALK auf gleichbleibend hohem Niveau, changieren erneut zwischen Tanzfläche und entspanntem Chill-Out.
Die Gratwanderung funktioniert erneut, die Rhythmen gehen in die Beine und der Sound bleibt trotz des breiten Synthesizer-Arsenals nicht kühl und unnahbar. Was auch ein Verdienst der angenehm dezenten männlichen und weiblichen Vocals ist. Letztere teilweise mit Hall versehen, geben gerade den scharfkantigen Passagen einen entrückten, traumhaften Anstrich („The House Of Rain“). Während Sevren Ni-Arbs verfremdeter Gesang oft Dunkelheit, Verlust und Sehnsucht beschwört („We Are One“).
Die Melodien und Sounds fußen wieder weit in der Geschichte der elektronischen Musik, wobei kalt hämmernde Maschinenrhythmik trotz Verzichts auf ‚echte‘ Drums weitgehend außen vor bleiben. Nahe sind wieder die üblichen Verdächtigen wie JOHN FOXX, GARY NUMAN, gelegentlich gar ein Hauch frühe DEPECHE MODE („Shock Therapy“). Wohlgemerkt, was Klang und rhythmische Muster angeht, von der Anordnung der Instrumente und der Melodien bleibt das dynamische Duo etwas Eigenes.
„Second Home“ wandelt noch am ehesten in frostig-hämmernden EBM-Sphären, wird aber sofort vom fließenden, elegischen „Frozen Light“ abgefedert. Das hymnische „Far From Home“, mit Refrain zum Mitsingen, hat als letztes Stück mit Gesang das Zeug zum Indie-Disco-Hit. Zwei Instrumentals zum Abschluss gehen einen charmanten Schulterschluss zwischen SN-A und XMTP ein. „Another Dream“ hat wieder eine dezente KRAFTWERKs-Atmosphäre, während das, ganz entgegen seinem Titel, kontemplative „Asynchronous“ wie ein letztes Flanieren durch einen nächtlichen Regenschauer wirkt. Oder somewhere in Europe after the rain….
FAZIT: „The House Of Rain“ schließt, bei gleichbleibender Qualität und nur sachten Veränderungen, fast nahtlos an den Vorgänger an, weshalb das letzte Fazit nahezu 1:1 übernommen werden kann. Abwechslungsreiche und atmosphärische elektronische Musik, die Kopf und Bauch anspricht.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.04.2015
Sevren Ni-Arb, Estefaniá
Sevren Ni-Arb
Sevren Ni-Arb
Infacted Recordings
59:30
27.03.2015