Auf ABORTED ist einfach Verlass. Auch nach über 20 Jahren stehen die belgischen Metzgermeister für extremen Death Grind allererster Güte. Auch wenn nach all den Jahren lediglich Frontschreihals Sven De Caluwe als personelle Konstante zu verzeichnen ist, so ist das Line-up der letzten Jahre doch verhältnismäßig fast schon ungewöhnlich konstant. Wäre da nicht Neu-Gitarrist Ian Jekelis (ex-ABIGAIL WILLIAMS), der Danny Tunker ablöst.
Nachdem "The Necrotic Manifesto" vor zwei Jahren erbarmungslos alles in Grund und Boden metzelte, durfte man sich die berechtigte Frage stellen, wo das noch hinführen sollte. Die EP "Termination Redux" machte jedoch Anfang des Jahres unmissverständlich klar, dass auch 2016 mit keinerlei Erbarmen zu rechnen ist. Die prägenden Elemente bleiben halsbrecherische Blast Beats, tödliche Nackenbrecher-Grooves und natürlich die gewohnt wahnsinnige Darbietung Caluwes tausendunderster Horror-Gore-Splatter-Geschichte. Diesmal unterstützt von keinen geringeren als Julien Truchan (BENIGHTED), Jason Keyser (ORIGIN), David Davidson (REVOCATION) und Travis Ryan (CATTLE DECAPITATION).
Verglichen mit so manchem zurückliegenden Album, läuft "Retrogore" keine Gefahr, Stagnation oder Selbstkopie vorgeworfen zu werden. Neben dem unverkennbaren ABORTED-Sound finden sich auf Album Nummer neun die wohl abwechslungsreichsten und dynamischsten Songs seit dem umstrittenen (wenngleich nicht minder großartigen) "Strychnine.213". Die regulären zwölf Songs sind dynamischer, abwechslungsreicher und dabei keinen Millimeter weniger brutal als bisherige Veröffentlichungen. Hervorzuheben sind dabei neben der Videoauskopplung "Divine Impediment" insbesondere das fast schon irritierend melodische "Coven Of Ignorance" und das finale "In Avernus". Dazu gesellen sich mit "Cadaverous Banquet" und "Termination Redux" Tech-Death-Momente und an allen Ecken und Enden schwarzmetallische Elemente. Die obligatorischen Samples runden das Gesamtpaket stimmig ab.
FAZIT: Wer dachte, dass ABORTED mit "The Necrotic Manifesto" endgültig eine Messlatte gelegt haben, die nicht mehr zu überbieten ist, wird mit "Retrogore" eines besseren belehrt. Atmosphärischer, technischer und zugleich eingängiger waren die Belgier selten, jedenfalls nicht innerhalb einzelner Stücke bei dermaßen konstanter kompositorischer Qualität. Da machen auch die beiden Bonustracks keine Ausnahme, die gerne auch auf der regulären Version des Albums hätten vertreten sein dürfen. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.05.2016
JB Van der Wal
Sven De Caluwe
Mendel Bij De Leij, Ian Jekelis
Ken Bedene
Century Media
50:47
22.04.2016