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Aeons End: Imago

Stil: Progressive Metal/Post Metal

Cover: Aeons End: Imago

Das Ende des Zeitalters naht! Oder so.
AEONS END gibt es erst seit letztem Jahr, doch die vier Herren aus Rostock haben ihre Zeit offenbar sinnvoll genutzt, denn mit „Imago“ bringen sie eine erstens recht lange und zweitens vielversprechende EP heraus.

Als Vergleich kommen spontan HYPNO5E oder deren Labelkollegen THE OCEAN in den Sinn, auch wenn AEONS END vom mächtigen und vielschichtigen Klang gerade der letzteren (noch) weit entfernt sind. Diese Referenzen dürften klar machen, dass eine eher melancholische Grundstimmung die EP durchzieht, auch von Kitsch und Pomp hält man sich hier fern.
Rein klanglich weiß Sänger Mark sehr zu gefallen, seine weiche und sehr sichere Stimme, die immer wieder zweistimmig zu hören ist, ist eine qualitative Konstante, die das Gesamtpaket ungemein bereichert.
Schade nur, dass er mit den Drums konkurrieren muss, die entweder durch irgendwelche seltsamen und auf jeden Fall unnötigen Effekte verschlimmbessert oder einfach schlecht aufgenommen wurden. Gerade in leiseren Passagen fallen sie mit ihrem Geschepper/Gewummer störend auf.
Bisweilen nutzt die Band Synthesizer, so z.B. in „Reflect“, jedoch immer mit einem stilsicheren Händchen dafür, den Sound nicht zu verfälschen. Auch die Saitenfraktion gibt kaum Grund zur Klage, mit einer Ausnahme: Manchmal scheinen AEONS END vom Curse of the Djent heimgesucht worden zu sein, so z.B. in „Expand“. Und weil man eben nicht versuchen soll, zu sein, was man nicht ist, funktioniert dieser Stil im Kontext von Band und Album nicht, mit anderen Worten, es klingt mehr nach einem verstolperten Riff, denn nach mathematisch präziser Urgewalt.

Besonders in „Uncage“, „Perceive“ und dem finalen „Define“ stellen AEONS END ihre Fähigkeiten unter Beweis: Die oftmals düsteren Melodien, die sich aber auch anderen Stimmungen nicht entziehen, sind meist fest im kraftvollen, rhythmischen Fundament verankert, Kontraste zwischen laut und leise, sowie zwischen atmosphärisch und zupackend sind da zu finden, wo sie hingehören, will meinen man gewinnt schnell den Eindruck, dass die Band eine klare Vorstellung vom angestrebten Endprodukt hat und nicht nur instrumentale Masturbation betreibt.
Diese Vorstellung mündet im erwähnten „Define“, das einen denkwürdigen Schlusspunkt setzt: AEONS END bewerkstelligen es, dass einem die Attribute „majestätisch“ und „komplex“ zugleich einfallen, das Lied bietet tolle Melodien und nicht zuletzt die einzige Gelegenheit, bei der Mark den Klargesang zugunsten eines kleinen Geschreis aufgibt. (Wobei man diesen Ausbruch wesentlich effektvoller hätte gestalten können)

FAZIT: Ein gelungenes Erstlingswerk, das etwas mitzuteilen hat, nicht bloße Reproduktion der Vorbilder ist. Auch wenn es anscheinend manchmal mit der technischen Realisierung nicht ganz klappt, „Imago“ ist ein interessanter Startschuss, dem man Gehör schenken sollte.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2016

Tracklist

  1. Confess
  2. Uncage
  3. Expand
  4. Reflect
  5. Perceive
  6. Define

Besetzung

  • Bass

    Clemens Weiss

  • Gesang

    Mark Schriever

  • Gitarre

    Patrick Hinz

  • Schlagzeug

    Raphael Wittenburg

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    27:04

  • Erscheinungsdatum

    15.09.2016

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