AEPHANEMER hieß früher NIFRIFFS und war zunächst ein Solo-Projekt von Gitarrist Martin Hamiche. Nachdem er für einige im Netz veröffentliche Songs reichlich mit positivem Feedback bedacht worden war, kamen bald ein neuer Name, drei weitere Musiker, die das Line-Up komplettierten und eine erste EP („Know Thsyelf“). Nun also das Long-Player-Debüt der Franzosen, ganz nach dem Motto „begin with the end in mind“ mit „Memento Mori“ betitelt.
In der slawischen (Volks-)Musik ist es verbreitet, ein Motiv mehrmals zu wiederholen und dabei immer schneller und lauter zu werden. AEPHANEMER sparen sich diese Steigerung und steigen gleich mit hohem Tempo ein, das sie auch beinahe ohne Unterbrechung durchhalten. Immer wieder sind aber Elemente jener slawischen Musik hörbar, Schostakowitsch zieht auf Steroiden durch Moskaus Nächte.
Die musikalischen Hauptzutaten des AEPHANEMER-Süppchens sind galoppierende Beats, zupackende Riffs, der eher skandinavisch-tödlichen Art, der starke Gesang von Knarzerin Marion Bascoul und darüber Melodien, die, gespielt von Gitarre und Geigen, oft den erwähnten russisch-romantischen Spirit atmen.
Von diesem Konzept weichen AEPHANEMER eher selten ab, aber da es meistens hervorragend aufgeht, ist das kein großes Problem. Besonders hervorzuheben sind der Opener „Unstoppable“ oder das wirklich umwerfende „The Oathsworn“, das, eingeleitet von einer verlorenen Gitarre, Blastbeats mit Romantik, Aggression mit Melancholie verbindet. Sogar eine kurze Klargesang-Passage gibt es, warum nicht mehr davon?
Das darauf folgende „Ghosts“ ist eine kleine Verschnaufpause, eine Minute Pause mit Cello und Akustikgitarre, bevor die Petersburger Schlittenfahrt wieder weiter donnert.
Am Ende des Albums erwartet den Hörer mit „Gilgamesh“ ein episches Instrumentalfinale, an der genau richtigen Stelle zwischen Tanzen und Töten, das fast die beiden Kritikpunkte vergessen lässt, die sich im Laufe des Albums manifestiert haben:
Zwar sind die (computergenerierten) Streicher fester Bestandteil des AEPHANEMER-Sounds, doch bisweilen wirken sie wie ein unnötiger Zuckerguss auf dem eigentlich schon fertigen Song (z.B. „Sisyphus' Bliss“).
Ein wenig lassen AEPHANEMER Extreme vermissen: Immer wieder ziehen sie sich auf das sichere Terrain des oben beschriebenen Schemas zurück, ohne Eruptionen von roher, todesmetallischer Gewalt ausbrechen zu lassen oder ruhigeren Passagen Raum zum Entfalten zu geben. Stattdessen gibt es gerade auf der zweiten Hälfte des Albums immer wieder Schunkel-Prost-Kosaken-Kitsch-Momente (z.B. „The Call Of The Wild“), die sich wirklich nicht rühmlich hervortun.
FAZIT: „Memento Mori“ ist ein solides und oft mitreißendes Melodeath-Album, das einen romantischen Flair ausstrahlt und große Melodien serviert, denen eine natürlich anmutende Rasanz innewohnt.
Was zu wünschen bleibt, wären mehr Ausflüge aus dem bandeigenen Standardsound heraus, sowohl in die ruhigere, als auch in die rohere Richtung.
P.S.: Auf Youtube kann man sich das Album sowohl im Original, als auch als Instrumentalversion anhören.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.10.2016
Anthony Delmas
Marion Bascoul
Martin Hamiche, Marion Bascoul
Mickael Bonnevialle
Primeval Records
53:50
16.09.2016