Das geisterhafte gemalte augenlose Schwarz-Weiß-Cover lässt den Bandnamen nur erahnen. AGE OF WOE steht da irgendwie. Würde man das Album nach dem Cover beurteilen, müsste sich hier Black Metal alter Schule verbergen.
Aber nein, schon die ersten Sekunden von „An Ill Wind Blowing“ zeigen deutlich, wer Pate für den schwedischen Fünfer gestanden hat, der auf Fotos irgendwie nach Nu-Metal-Jungspunden aussieht. Das sind nämlich die allmächtigen NEUROSIS zu Zeiten von „Through Silver In Blood“, die diese fiesen Monster von Gitarrenriffs in Kombination mit Tribal-Drumming auf die Menschheit losgelassen haben. Das war vor 20 (sic!) Jahren in Kombination mit der Umsetzung in der Live-Situation noch neu, heute ist es mehr oder weniger unspektakulär.
Aber die Art und Weise wie AGE OF WOE an ihre Vorbilder herangehen, lässt den Hörer Respekt zollen. Die Schweden-Variante anno 2016 ist nämlich ausgesprochen heftig und bösartig, abgrundtief gestimmt und beinahe noch apokalyptischer als NEUROSIS es je waren. Da passt auch das Gitarren-Piano-Zwischenspiel „Kiñe Weza Kuruf Konkey“ mit seiner Verlorenheit bestens ins Bild, geht aber genauso schnell vorüber, wie es gekommen ist.
Der folgende Bass-Einsatz erinnert an den langsam drehenden Bohrer beim Zahnarzt, der den Kopf zum Vibrieren bringt und und auch noch den letzten geordneten Gedanken auf sich zieht und zermahlt. Aber mit ihm weht der Wind auf dem Album aus etwas anderer Richtung, da das Tempo etwas angezogen wird und der Gesang ein wenig nach L.G. Petrov und seinen wechselnden Mannen a.k.a. ENTOMBED (A.D.) klingt und deren typische todesmetallische Tonfolgen Einzug halten. Man mag es glauben oder nicht, aber diese Kombination harmoniert prächtig und macht „An Ill Wind Blowing“ zu einem Bollwerk der Finsternis und Hoffnungslosigkeit, das lange nicht mit solcher Intensität präsentiert wurde.
FAZIT: Übelster Bastard aus NEUROSIS und ENTOMBED, wobei sich nur die abgrundtief negativen Züge beider Bands vererbt haben. Heftig und beeindruckend.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2016
André Robsahm
Sonny Stark
Björn Pettersson, Carlos Ibarra
Carlos Ibarra
Sven Lindsten
War Anthem Records
36.01
14.10.2016