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Reviews

The Beauty Of Gemina: Minor Sun

Stil: Rock und Pop mit Hang zum Dark Wave und sogar Prog

Cover: The Beauty Of Gemina: Minor Sun

Wenn ein Album mit dem Titel „End“ beginnt – dem im Laufe der fast 70 Musikminuten am häufigsten auftauchenden Wort -, hat das schon etwas Geheimnisvolles und man hofft fast darauf, dass es dann mit „Begin“ endet. Aber THE BEAUTY OF GEMINA machen es uns natürlich nicht so einfach, darum heißt der letzte, mit fast 8 Minuten Laufzeit zugleich längste Song eben „Silent Land“ und hält musikalisch genau das, was der Titel verspricht. Eine musikalische Landschaft der Ruhe und des Abschieds, die uns in eine schöne Traumwelt entführt.

Musikalische Traumwelten sind es auch, die uns 13 Songs und 67 Minuten lang auf dem bewegenden, manchmal bedrückenden, oft aber auch druckvollen <a href="https://www.youtube.com/watch?v=7FRM1mkX2Ac" rel="nofollow">Album „Minor Sun“ von THE BEAUTY OF GEMINA</a> erwarten. Sie führen uns oftmals sogar in eine von einem anderen Musiker schwer bedrückend „ausgelebte“ Totenwelt und wecken aus dieser deutliche Erinnerungen. Erinnerungen an einen DAVID BOWIE, der, wie es scheint, bei dieser so intensiv Gefühlswelten berührenden CD, aus dem Jenseits ein paar Kompositionen beisteuerte sowie dem Sänger und zugleich Kopf der Schweizer Band, MICHAEL SELE, seine Stimme verlieh.

So lebendig die musikalische Welt von THE BEAUTY OF GEMINA auch klingt, sie ist geprägt von den dunklen Seiten unseres Daseins, verarbeitet diese in einer Kombination aus unterschiedlichen Stilen, die sich zwischen Pop, Alternative-Rock und Electronic genauso wie Prog und Gothic oder Dark Wave bewegen. Dabei scheint der erste Satz, der einem beim Öffnen des liebevoll gestalteten, dreifaltigen Digipaks, das neben dem 16seitigen Booklet mit allen Texten sogar ein zweiseitig gestaltetes Poster enthält, die gesamte Album-Aura zu durchziehen: „Wir segeln Seite an Seite, während Sterne der Unendlichkeit unser Leid heilen. So wissen wir, dass das Land ewiger Finsternis noch weit entfernt liegt.“

Finsternis trifft auf Hoffnung bei „Minor Sun“, Leben auf Tod und es gehört alles zusammen, während Michael Sele dazu sein Klagelied erhebt oder sich mal kraftstrotzend und dann wieder voller Melancholie gegen die Bedrohungen und Lügen, welche das Leben Tag für Tag bereithalten, wehrt. Das tut er musikalisch nunmehr schon seit 10 Jahren und vielleicht hilft er dem Einen oder Anderen von uns dabei sogar über den tief empfundenen, schrecklichen Verlust unseres Idols DAVID BOWIE hinweg. Er ist tatsächlich die „Minor Sun“ über dem „Black Star“.

Beim Hören des aktuellen, insgesamt bereits achten, bzw. siebten Studio-Albums wird dieser Eindruck wieder und wieder geweckt, was sich in ganz spezieller Weise auch bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=IYJZ6_fQEzM&feature=youtu.be" rel="nofollow">der ersten Single- und Video-Auskopplung „Crossroads“</a> - ein CALVIN RUSSELL-Coversong aus dem Jahr 1991 - bestätigt: „One path leads to paradise / One path leads to pain / One path leads to freedom / They all look the same“.
Die ewige Suche nach dem richtigen Pfad und der immerwährende Irrtum, dem man dabei begegnet, der einen entweder dazu zwingt umzukehren oder aufzugeben. Alle Texte beschäftigen sich mit diesen oder ähnlichen Themen, verfolgen im Grunde ein Konzept. Dabei tauchen Selbstmordgedanken und Depressionen genauso auf wie Hoffnungsschimmer und die Suche nach den glücklicheren Momenten des Lebens. Auch ist überall die von Sele schon häufig kritisierte Religionstümelei erkennbar, besonders der katholischen Kirche, die von Ängsten ihrer Gläubiger durch das Schaffen von Götzenbildern profitieren, aber Menschen, die in ihrer Verzweiflung sich selbst töten, den letzten Zutritt zu ihren Friedhöfen verweigern.
Nicht umsonst ist das zweite Zitat, welches sich, neben dem zuvor genannten, im Digipak befindet, aus „Down On The Lane“ gewählt. Ein trauriges, besonders durch das Cello bittersüß hervorgehobene Abschiedslied, das sich zum Ende hin sogar mit verhaltenen Post-Rock-Klängen vom Hörer entfernt: „Your book is closing / But your words are growing“, bis es dann zu dem erwähnten Zitat kommt: „I see you‘re dancing in the light / And you‘ve been waiting so long / And you‘ve never lost your dream / To become an ocean fire“.

Ein Rockmagazin aus der Schweiz schrieb zu Sele, er wäre „ein Gesamtkunstwerk“ und „seine Stimme spielt in der Liga eines NICK CAVE, sein Songwriting, seine Kompositionen und Arrangements gehören innerhalb des Genres zum Besten, was es aktuell zu hören gibt.“

Mit diesem FAZIT können wir tatsächlich noch eins draufsetzen: Mit dem aktuellen Album treten THE BEAUTY OF GEMINA aus der Schweiz nun auch den Beweis an, dass es nicht ein Cave ist, dem sie folgen, sondern einem BLACK STAR: „And I won‘t forget your name / You will follow all the clouds“.
Dieses Album ist nicht das anfangs musikalisch heraufbeschworene Ende, sondern eine sehr hoffnungsvoller Neuanfang.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=AwHHKxxcces" rel="nofollow">Wir haben die Botschaft verstanden.</a>
Eine gute, sehr gelungene Botschaft!

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.09.2016

Tracklist

  1. End
  2. Waiting In The Forest
  3. Bitter Sweet Good-Bye
  4. Endless Time To See
  5. Close To The Fire
  6. Crossroads
  7. Down On The Lane
  8. A Thousand Lakes
  9. Wonders
  10. Another Death
  11. Wednesday Radio
  12. Winter Song
  13. Silent Land

Besetzung

  • Bass

    Michael Sele, Andi Zuber

  • Gesang

    Michael Sele

  • Gitarre

    Michael Sele

  • Keys

    Michael Sele

  • Schlagzeug

    Mac Vinzens

  • Sonstiges

    Raphael J. Zweifel (Cello)

Sonstiges

  • Label

    TBOG Music

  • Spieldauer

    66:56

  • Erscheinungsdatum

    02.09.2016

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