Was bitte ist ein „Traumland-Mechanismus“?
Aus Sicht des gebürtigen Uruguayers BELEDO jedenfalls ein Album voller ambitioniertem Jazz-Rock, das gerne auch mal mit ein paar traumhaften Sequenzen von Ethno und Prog fusioniert. In solchem Traumland kann man sich wohl fühlen, vorausgesetzt natürlich, unser innerer Mechanismus hat auch ein Hebelchen auf dem Jazz-Rock steht und der uns immer wieder mal gerne unsere Platten von BRAND X bis PAT METHENY und dem MAHAVISHNU ORCHESTRA aus dem Schrank holen lässt.
Vor drei Jahren machte BELEDO bereits mit seiner Band THE AVENGERS auf sich aufmerksam, einem Quartett, das sich ebenfalls ausgiebig dem Jazz-Rock widmete, bei dem ihn der Bassist LINCOLN GOINES mit unterstützte, der ihn nun auch auf sechs der insgesamt 10 Stücke von „Dreamland Mechanism“ begleitet. Goine gehört zu den ganz Großen der Jazz-Szene, der bereits mit DIZZY GILLESPIE, MICHAEL BRECKER und CARLY SIMON zusammen spielte. Auch der Dritte im Bunde, Schlagzeuger GARY HUSBAND, trägt eine fette Jazz-Hausnummer vor sich her und stand als Musiker häufig ALLAN HOLDSWORTH, aber auch BILLY COBHAM und JOHN McLAUGHLIN zur Seite. Dieses Trio bildet das Grundgerüst hinter BELEDO und favorisiert als Basis den Jazz, der immer wieder grandiose rockige Haken schlägt, die besonders dem Multiinstrumentalisten BELEDO zu verdanken sind, der zwar in erster Linie als Gitarrist fungiert, aber zugleich häufig auf Piano und Keys zurückgreift oder seine Violine und das Akkordeon hervorholt.
Das recht progressiv klingende „Mechanism“ wartet dann gleich mit einem Violinen-Solo auf.
„Lucila“ lebt von der spanischen Gitarre und sudanesischen Kendang-Percussion, um südamerikanische Rhythmen im besten AL DI MEOLA-Stil zu verbreiten.
„Budjanaji“ spielt ganz offensichtlich auf den unter unseren Seiten schon sehr ausgiebig besprochenen indonesischen Gastgitarristen DEWA BUDJANA an, der BELEDO auf dem Stück an der E-Gitarre begleitet und ein ausgiebiges Solo hinlegt. Sehr schöne, entspannt klingende Musik, welche an die besten Zeiten eines JAY STAPLEY erinnert.
Überhaupt sind die letzten drei Stücke recht ruhig gehalten, nachdem zuvor auf „Big Brother Calling“ sehr intensiv, sogar mit erkennbarer CRIMSON-Note, gerockt worden war. Für die Harten unter uns garantiert das Highlight von „Dreamland Mechanism“, die Zartbesaiteten werden ihre größte Freude wohl am mit knapp 9 Minuten Laufzeit längsten Titel „Marilyn‘s Escapade“ haben, bei dem auch die Violine, das Akkordeon und das akustische Piano brillieren.
FAZIT: Der „Dreamland Mechanism“ schaltet sich unter BELEDO immer dann ein, wenn intimer oder improvisierter Jazz auf elektrifizierten Rock und perkussive Ethno-Elemente sowie ein paar progressive Strukturen trifft, um gemeinsam eine beeindruckende Fusion einzugehen, die manchmal etwas mehr Feuer in sich tragen könnte. Na ja, schließlich ist es ja der Traumland-, aber nicht der Feuerland-Mechanismus, der hier erklingt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2016
Beledo, Linoln Goines, Rudy Zulkarnaen, Tony Steel
Beledo
Beledo
Beledo
Gary Husband, Doron Lev, Endang Ramdan, Cucu Kurnia
Beledo (Violine, Akkordeon)
MoonJune Records / CARGO Records / Shack Media
55:37
29.04.2016