Benjamin Francis Leftwich hat quasi ein Luxusproblem: Er spielt seinen Indie Folk souverän herunter, setzt dabei aber keine eigenen Akzente und wirkt zudem - zumindest subjektiv vom Rezensenten empfunden - in nicht geringem Maße anbiedernd.
Sei es drum, "After The Rain" dürfte ein gefundenes Fressen für Freunde von allem sein, was sich zwischen COLDPLAY und vielen bärtigen (US-)Folkern tummelt. Allzu anspruchsvoll in Sachen Originalität darf man wie gesagt nicht sein, aber handwerklich hat sich Leftwich nichts vorzuwerfen, auch wenn er im Vergleich zu seinem Debüt allenthalben noch abgeklärter klingt.
Zarter Gesang und geradezu sklavisch dem Herzschmerz verhaftete Texte prägen das Album, weshalb man den Eindruck erhält, die hohe Emotionalität sei lediglich eine Masche des Machers. Auf "After The Rain" herrscht dem Titel zum Trotz tatsächlich in erster Linie Regenwetter vor.
Ganz nüchtern bzw. ohne all die Vorbehalte betrachtet erweisen sich "Summer" und "Cocaine Doll" als nachhaltigste Stücke. In seinen besten Momenten schafft Benjamin Francis Leftwich das Ideale und berührt ohne unangenehm aufdringliches Gejammer. Mehr davon in Zukunft, und er hat seine Berechtigung über den Szene-Wust hinaus.
FAZIT: "After The Rain" ist jugendlich zugeschnittener Folk Pop mit geradezu krampfartig melancholischem Kolorit, was man dem Schöpfer je nach Präferenz ankreiden oder lobend ins Poesiealbum schreiben darf. Mit der Beständigkeit dieser Songs ist es nicht weit her, jede Wette. Diesbezüglich sprechen wir uns spätestens beim Nachfolgewerk wieder.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2016
Dirty Hit / Caroline / Universal
47:24
16.09.2016