„Never Asked For Heaven“ ist der erste Long-Player der fünf Herren aus Nebraska, die seit 2010 einige Singles und EPs unters Volk gebracht haben. Was erwartet man von diesen 25 Minuten, produziert vom TERROR-Schlagzeuger Nick Jett? Komprimierte Aggressivität, „right out of the gut“, harte Riffs, dass einem die Ohren schlackern und man Füße und Nacken nicht stillhalten kann.
Diese Vorstellungen bestätigen auch die ersten beiden Songs: Eingeleitet von einem walzenden Riff („Introduction“) prügeln BENT LIFE mit „Lock“ richtig los, „Thanks For Nothing“ folgt dann etwas langsamer, „Hands Of Lead“ - noch langsamer.
Schnell wird klar: Von entfesselter roher Gewalt kann nicht wirklich die Rede sein, vielmehr nehmen BENT LIFE recht oft das Tempo raus. Das ist nicht notwendigerweise schlecht, wie das mehr unterschwellig angreifende „Stab Me“, oder das bereits 2015 als Single veröffentlichte „Cheat Death“ beweisen, aber zu oft eben doch nicht das Gelbe vom Ei: Wenn sich die Riffs verschiedener Songs bisweilen so stark ähneln, dass sich ein Déjà-vu-Gefühl einstellt, und dazu noch die vorpreschende Aggressivität, die „Lock“ noch gezeigt hat, in zu vielen Mid-Tempo-Passagen verloren geht, können sogar 25 Minuten lang werden. Diesen Eindruck können auch ein flottes Bass-Solo („Kick“) oder immer wieder eingestreute Gang-Shouts nicht tilgen.
Sänger Andy Voorhees präsentiert die ausnahmslos von Bassist Nick Miller verfassten Texte durchgehend stark und druckvoll, was im Umkehrschluss leider bedeutet, dass auch seine Stimme wenig dazu beiträgt, die Songs abwechslungsreicher zu machen. Vor allem auf der zweiten Hälfte des Albums erscheint er bisweilen von der Band in seinem Rücken alleingelassen: Anstatt sie zu katalysieren, bremst die Instrumentalfraktion mit ihren stumpfen, monotonen Riffs die Energie von Voorhees' Shouts eher aus.
Am Ende des Albums wartet jedoch die ersehnte Abwechslung: „Permanence“ baut sich langsam auf, ein Gitarrensolo weist den Weg hin zur Explosion, „You can't stop this“, brüllt Andy Voorhees, getragen vom gleichen Riff, mit dem „Introduction“ das Album einleitet hat. Wer Lust hat, kann also nahtlos wieder von vorne anfangen: „Isn't this where…?“
FAZIT: „Never Asked For Heaven“ hat einige starke Momente, sowohl der brutalen schnellen, als auch der massiven langsameren Art. Alle Songs sind eingängig und live ist die Band unter anderem deshalb sicherlich ein Erlebnis. Auf Albumlänge klingen BENT LIFE allerdings oft eintönig und bisweilen uninspiriert. Das mag zum Teil auch dem Genre geschuldet sein, man erwartet keine durchkomponierten Longtracks von einer Hardcore-Band, aber auch innerhalb ihrer Nische haben BENT LIFE mit Bands wie beispielsweise TERROR, EXPIRE oder HATEBREED eine Konkurrenz, deren Messlatte sie erst noch erreichen müssen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.09.2016
Nick Miller
Andy Voorhees
Brock Stephens, Chris Miller
Chanse Goetz
Bridge 9 / Soulfood
24:48
05.08.2016