Quo vadis, Beth Hart? Die von Gott geläuterte Rockerbraut ist längst kein Garant mehr für kräftig zupackenden Blues, sondern bedient sich aus allen Töpfen der amerikanischen Liedtradition, wobei auf ihren letzten Alben einstweilige Behäbigkeit Einzug erhalten hat, und das setzt sich mit ihrem neuen fort.
"Fire On The Floor" bietet eine Menge Stil- und Klangfarben, angefangen bei poppigem Stoff wie "Let's Get Together" mit leichtem New-Orleans-Flair über entschleunigten Swing mit Fingerschnippen (das elegante "Jazz Man" hat etwas von den Belgiern VAYA CON DIOS) bis zu offengestanden belanglosem Mainstream-Rock der Marke "Fat Man", der einzig dank der Stimme der Künstlerin nicht völlig unerheblich daherkommte. Anders die Lamentos "Love Gangster" und "Woman You've Been Dreaming Of", die der Scheibe ihre Stimmung aufprägen.
Trotz ihres verhältnismäßigen Starruhmes beschert uns Beth Hart nicht zwangsläufig Konsensmaterial, denn nicht nur Altfans dürfte vieles auf der Platte zu sachte und düster sein, was nicht nur den Slow Blues "Coca Cola", die Klavierballade "Picture In A Frame" und das ebenfalls klassische "Love Is A Lie" einbezieht.
Alles in allem ist der Dame zwar wieder kein Karrierehighlight gelungen, aber der Erfolg des Albums dürfte sich wie selbstverständlich einstellen. Sie hat's verdient, wird aber wahrscheinlich zumindest diesen Schreiber im Leben nicht mehr richtig packen.
FAZIT: Alterswerk möchte man es nicht nennen, doch "Fire On The Floor" zeugt von einer gesetzten, allen Dämonen zum Trotz in sich ruhenden bzw. an sich arbeitenden Künstlerin, die den lauten Tönen weitgehend abgeschworen hat.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.10.2016
Brian Allen
Beth Hart
Michael Landau, Waddy Wachtel, Dean Parks
Jim Cox, Ivan Neville
Rick Marotta
Mascot / Rough Trade
48:28
14.10.2016