Was interessiert es die Krähe auf dem Cover von BIG BIG TRAINs „Folklore“ eigentlich, wenn um die Klänge in ihrem Nest sich sehr wichtig nehmende Kritiker mehr Gedanken machen, ob die Musik nun Progressive Rock oder doch was anderes, sehr schwer zu Definierendes ist, das sich in keine passende Schublade einordnen lässt?
Es interessiert sie gar nicht!
Eine Krähe ist eine Krähe und darum ist ihr alles wichtig, was sie bewusst, ohne kategorisierendes Gekrähe, wahrnimmt und was ihr gut tut.
Schubladendenken wird Krähen wahrscheinlich genauso fremd sein wie BIG BIG TRAIN, die ihr aktuelles Album nicht ohne Grund „Folklore“ nennen, darauf etwas Folk, viel (Retro- & Neo-)Progressives, einiges Mittelalterliches, aber auch mainstreamig Rockendes, zart Souliges sowie wundervoll Melodisches packen und dann sogar noch einen Sänger in ihren Reihen haben, der auf ähnlich beeindruckende Stimmbänder wie ein PETER GABRIEL zurückgreifen kann.
Der BIG BIG TRAIN-Musikschrank hat viele Fächer!
Gerade hier liegt <a href="https://www.youtube.com/watch?v=U8MzlCvQqn8" rel="nofollow">die Stärke dieses Albums</a>, das einen sogar auf einem Song wie „London Plane“ an die besten Früh-GENESIS-Zeiten, inklusive einer Flöte natürlich, erinnert und diese dann im Verlaufe der 10 Song-Minuten mit CARAVAN- und FISH-Ambitionen sowie mittelalterlich Anmutendem und Orchestralem anreichert.
Das eröffnende, dem Album seinen Titel verleihende Stück <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0D9YF3e4Gac" rel="nofollow">„Folklore“</a> ist gleich ein kleines episches Meisterwerk voll wunderschöner Harmonien und einem Refrain, der beste Ohrwurm-Qualitäten besitzt, aber trotzdem nie seine progressiven Wurzeln verleugnet, die bei all den Streichern aber auch gerne an eine CARAVAN(e) in der RENAISSANCE erinnert und den schönen Satz: „The pen is mighter than the sword, the music of the word is scored“, in sich beherbergt. Solcher Sätze finden wir im Verlaufe des Albums noch viele – große Poesie verpackt in poetische, epische Musik!
Selbst das Digi-Pack besitzt die selbe atmosphärisch-traumhafte Schönheit wie die Musik, die hinter ihm schlummert. Ein eingeklebtes, in zartem Blau gehaltenes, 24-seitiges Booklet mit allen Texten, einer Malerei in der Mitte sowie jeder Menge Fotos vervollständigen den hervorragenden Gesamteindruck von „Folklore“, dem bis dato besten Album von BIG BIG TRAIN. Und dadurch, dass RIKARD SJÖBLOM nun wohl auch festes Mitglied der Band ist, wird die schmerzhafte Trauer über die gerade erst bekanntgegebene Auflösung von BEARDFISH gleich ein bisschen erträglicher!
FAZIT: Im englischen RROG-Magazin schrieb Rich Wilson: „Was wir auf diesem Album geboten bekommen, ist rare, oft einfach unbeschreiblich brillante Musik!“ Ja, mein britischer Kollege hat vollkommen recht!
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.07.2016
Greg Spawton, Danny Manners
David Longdon
Dave Gregory, Greg Spawton, Andy Poole, Rikard Sjöblom, David Langdon
Rikard Sjöblom, Danny Manners, Andy Poole
Nick D'Virgilio
David Longdon (Flöte, Percussion, Mandoline), Rachel Hall (Geigen, Cello), Dave Desmond (Posaune), Ben Godfrey (Kornett, Trompete), John Storey (Euphonium), Nick Stones (Französisches Horn), Jon Truscott (Tuba), Lucy Curnow (Violine), Keith Hobday (Viola), Evie Anderson (Cello)
English Electric Recordings / Just For Kicks
68:42
27.05.2016