Schon beim Hören des Bandnamens CELTICA zuckt es in jeder Faser des Körpers. Denn wer einen dermaßen spannenden instrumentalen Sound aus Metal und Dudelsack im friedlich-krachenden Einklang erschafft, der scheint aus dieser Zeit gefallen zu sein. <a href="https://www.youtube.com/watch?v=BugDF_Pp_-w" rel="nofollow">„Steamphonia“</a> ist tatsächlich eine Art mittelalterliche Symphonie geworden, die modernsten Metal mit düsterem Gothic und viktorianischer Klassik in sich vereint. Und es bedarf dabei keines Sängers, denn der Dudelsack übernimmt in diesem Falle die Rolle des „Frontmanns“! Eine Mischung, die voll aufgeht und bereits ihre Schublade weit öffnet, auf der „Pipes Rock“ mit dicken Lettern steht.
Bei CELTICA wütet grandios der schottische Dudelsack mit einer Leidenschaft, der jeden Schottenrock wie bei Marilyn Monroe zum Flattern bringen würde und endlich die ewig währende Frage beantwortet, ob darunter das Gemächt freiliegt oder beunterhost ist. Im Falle von CELTICA gäbe es sogar eine doppelte Antwort, denn mit DUNCAN KNIGHT und JANE ESPIE gibt es gleich zwei Dudelsack-Leidenschaftler, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=7xmgiAJW2I0" rel="nofollow">die mit krasser Männlichkeit und weiblichem Charme Sack und Föte ordentlich bearbeiten</a>. Dazu wummern harte Gitarren, Bässe und treibendes Schlagzeug, während zwei Keyboards für ordentlichen Bombast sorgen und eine Geige sowie klassische Chor-Gesänge auch noch ordentlich weltmusikalisches und zugleich keltisches Flair verbreiten. Man wagt kaum zu glauben, dass solche Band tatsächlich aus dem beschaulichen Österreich und nicht wie Highlander direkt aus den CELTICA-Mountains kommt.
Mit ihrem bereits vierten Album verfolgt das Wiener Sextett ein Konzept, bei dem es uns ins Viktorianische Zeitalter entführt, in dem Romantik und Wissenschaft intensiv aufeinandertreffen und auch die Erfindung der Dampfmaschine nicht umsonst in dieser Zeit lag. Denn auch die Musik auf „Steamphonia“ bezieht sich offensichtlich darauf und kommt oftmals wie eine Dampfmaschine unter Hochdruck daher. Ein Sprecher flechtet dabei in die Musik ein paar spannende historische Fakten ein, die wild und lüstern dann musikalisch illustriert werden. Gothic, Steampunk, Metal, Klassik, Celtic, Symphonic, Folklore, Prog – alles erklingt dabei. Und alles passt auch zusammen, ohne jemals zusammengeschustert zu wirken. Und bei „Carmina Celtica“ stand natürlich unverkennbar die „Carmina Burana“ Pate.
Eine dramatische Geschichte trifft auf bombastische Musik-Dramatik, die einen gefangen nimmt und mitreißt, bis wir uns im aristokratischen Verlies Viktorias wiederfinden. Doch keine Angst, die musikalische Dampfmaschine von CELTICA rollt schon an, um uns daraus mit allen Zutaten, die richtig guten Metal und hochgradig beherrschte Dudelsack-Perfektion sowie einen ausgezeichneten Sound ausmachen, zu befreien.
FAZIT: Mit „Ladies and Gentleman, welcome to ‚Steamphonia‘!“, werden wir auf dem aktuellen Album von CELTICA begrüßt, das uns mitnimmt auf eine bombastische Reise aus Metal, Dudelsack und Neo-Folk ins Viktorianische Zeitalter. Eine Reise, die für unsere Ohren ein wahres Vergnügen darstellt und uns gut eine Stunde lang in musikalische Ketten legt, aus denen wir uns erst nach der letzten Note begeistert wieder befreien können.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2016
Harald Weinkum
Gajus Stappen
Harald Weinkum, Aya Georgieva
Matthias Katzmair
Jane Espie, Duncan Knight (Great Highland Bagpipe), Aya Georgieva (Violine)
Stringdependent Records / Membran
61:32
23.09.2016