Zwei Jahre nach den ganz und gar nicht unterirdischen „Bunker Sessions“ und der auf 300 Stück limitierten „Three Makes One“-LP sind die 2120’s mit einem neuen Album in voller Länge am Start. Diesmal wieder als CHRISTIAN & THE 2120’s. Was an der Musik nichts ändert, die eine konsequente Weiterentwicklung des Vorangegangenen ist.
Knochentrockener Blues, Wüstenstimmung – vor allem bei „Into The Light“, einem Großstadt-Lied! -, steiniger Rock, ein bisschen STONES hier, ein wenig Tom Petty dort („Catch A Train“) und zum Schluss eine großartige Verbeugung vor Lou Reed und VELVET UNDERGROUND. Mit eigenen Mitteln und nie als Copycats unterwegs. Christian Smedström ist ein eigenständiger Sänger mit recht heller, leicht nasaler Stimme, die über genügend street credibility verfügt, um adäquat durchs gesamte Programm zu führen.
Eine wesentliche Stärke des Albums ist die instrumentale Ökonomie; wie in einem Howard Hawks-Film findet sich nichts Überflüssiges. Gitarre, Bass und prägnante Percussion sorgen für die kargen, druckvollen, höchst effizienten Grundsounds, Klavier und vor allem die (Hammond)-Orgel entzünden darauf schillernde, psychedelische Feuerwerke. Man muss kein DOORS-Fan sein, um es genießen zu können, schadet aber auch nicht. Das klaustrophobische, eindringliche „Seeing Shadows“ schafft es allerdings mühelos die DOORS aus dem Whisky a Go Go ins heutige L.A. zu holen, ohne dass Smedström je nach Jim Morrison klingt. It’s the spirit, Baby.
Das Album unterteilt sich – nach Lage der Aufnahme- und Produktionsorte – in eine Berlin- und eine Los Angeles-Seite. Musikalisch besitzen beide Städte eine hohe Intensität und unterscheiden sich nicht allzu sehr voneinander. Inbrünstige, gespenstische Balladen gibt es hier wie dort („Into The Light“, „Slowdance“), in Berlin läuft das hämmernde „Move On“ zum Abschied, in Los Angeles das Rolling Undergroundige „Moments“. Gesurft wird ebenfalls in beiden Städten (und sei es außen an der U-Bahn). Dirty-Ass-Blues mit einer Prise Rock’n’Roll ist sowieso überall Pflicht.
FAZIT: Bada Bing. Musik aus der Bar deines Vertrauens, wo abwechselnd die Sopranos und die Sons Of Anarchy am Tresen sitzen. Die Musik der 2120’S hat viel vom Soundtrack unseres Lebens, ist Erinnerung und Reminiszenz, und wird nicht ohne Grund gerne in Film und Fernsehen eingesetzt. „Moments“ erweckt vielfältige Bilder, von Sümpfen, Wüsten, Highways und Großstädten bei Nacht. Klanglich ein Genuss. Drehregler hoch. Bis die Schatten an den Wänden tanzen und eine definitive Frage beantwortet wird: „End of the tunnel, will you be there?“.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.03.2016
Krister Selander
Christian Smedström, Kristoffer Ragnstam, Joel Lundberg, Krister Selander, Manne Olander
Christian Smedström, Kristoffer Ragnstam, Joel Lundberg, Rickard Hellgren
Joel Lundberg, John Thomas, Klas-Henrik Hörngren, Joel Lundberg, Harrison Silverfox
Tobbe Bövik, Kristoffer Ragnstam
James Salter (saxophone), Harrison Silverfox (lapsteel), Ruairi Killcullen (handclaps)
DMA and Misty Music
48:00
15.03.2016