Mein erster Gedanke: „Au Scheiße, was ist denn das für ein Cover?“
Natürlich wusste ich im Vorfeld meiner Review, als ich dieser Besprechung einer Münchner Band zusagte, dass sie für sich in Anspruch nimmt, „facettenreichen Glam Metal und Kick-ass Rock“ zu spielen und deren Album-Titel „Yes, We Glam!“ diesbezüglich ebenfalls für klare Verhältnisse sorgt. Aber was soll‘s – der Glam Rock gehörte damals genauso zu meiner „Sturm und Drang“-Zeit wie die Pubertätspickel auf meiner Stirn. Und damals störten mich solche Cover nicht (Das sehe ich heute allerdings anders!), womit fast alle Glam-Bands in totaler Geschmacksverirrung ihr schwarzes Vinyl verhüllten, weil sie einfach zum guten Ton eines schlechten Mode-Geschmacks gehörten.
CHROMATIC FLASH bilden dabei eben auch anno 2016 keine Ausnahme.
Zum Glück gibt‘s hinter dem „fluffigen Glam- und Glitter-Bildchen in Pink“ aber auch Musik, die durchaus beeindruckender als das gestalterische Grauen des Covers ist. Musik übrigens, die das Münchner Glam-Metal-Quartett gerechtfertigt aus dem Bandnamen herleitet, für den sie unter ihrer Homepage diese Erklärung parat haben: CHROME steht für „klischeegerechte, schillernde Ohrwürmer“, ROMANTIC für „ruhige, harmonische Songs mit tiefergehenden Lyrics“ und FLASH für eine „wilde Achterbahnfahrt der Gefühle bis hin zum intensiven Rausch“.
Bereits nach dem ersten Hördurchgang von „Yes, We Glam!“ und dem Schwelgen in meinen Glam-Erinnerungen, kam mir allerdings vorerst folgendes in den Sinn:
ALICE COOPER mischt sein „Poison“ und trifft dabei auf „Can The Can“-SUZI QUATRO, während GARY GLITTER erst mal geil an seiner „Rock Me“-Gitarre rumfummelt, die er dummerweise später dann gegen kleine Jungen austauscht, damit THE SWEET mit ihrem „Hell Raiser“ den „Ballroom Blitz“ entfachen können – und über allem thront ein KISS mit extrem langer Zunge.
Bei CHROMANTIC FLASH trifft jedenfalls der 70er-Jahre-Glam auf fette Metal-Breitseiten und irgendwie hat die Band das richtige Händchen, um beide Musikstile ohne jegliche Peinlichkeit in einen Topf zu werfen und <a href="https://www.youtube.com/watch?v=s_0D69TW8AA" rel="nofollow">ein wildes Musik-Gebräu namens „Yes, We Glam!“</a> darin zum Köcheln zu bringen. Dazu gibt‘s noch den voluminösen, sehr druckvollen Klang, der auf der High-End-Anlage des Kritikers, auf der nur noch sehr selten Glam Rock läuft, einen ausgezeichneten Eindruck hinterlässt, obwohl die Kanaltrennung noch ein bisschen besser auf ausgefallene Stereo-Sounds hätte setzen sollen, wie man sie in den 70ern gewohnt war. Der Anfang von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=rMqde_cdus8" rel="nofollow">„Fight For Rock“</a> oder „Lady In Red“ bzw. „Domina“ ist diesbezüglich sehr gelungen. Hiervon beim nächsten Mal bitte noch etwas mehr!
Wozu haben wir denn schließlich links und rechts jeweils ein Ohr?
Mit „Yes We Glam“ beginnen die 37 Album-Minuten recht hitverdächtig mit einem Ohrwurm-Refrain und treibenden Rhythmen. Die E-Gitarre bekommt hier, wie in jedem weiteren der insgesamt 9 Songs, ausgiebige Spielräume, sodass auch die metallischen Momente nie zu kurz kommen. Leider erscheint im Verlaufe des Albums das Schlagzeugspiel aber etwas zu statisch. Auch hier wären ein paar mehr Freiräume und etwas komplexere Spielereien wünschenswert.
Sängerin CAYA BELLE ist eine echte Frontfrau. Das ist nicht zu überhören und ihr manchmal sogar rau-rotziger, trotzdem immer voluminöser Gesang wird sicher auch die Metal-Heads begeistern. Aber auch als „Domina“ macht sie ihre Sache hervorragend, womit wir beim stärksten, aber zugleich auch ungewöhnlichsten Song von „Yes, We Glam!“ angekommen sind, welchem mit „Hey Poser“ der schwächste, eintönigste Song, trotz der an ZZ TOP und VAN HALEN erinnernden Gitarren-Soli, des Albums vorausging. „Domina“ kennt neben der Mitternachtsrock-Musik auch textlich kein Erbarmen und es wundert einen, dass bei solchem Text keine „Parental Advisory“ auf dem Cover pappt: „You are my slave! I tie you to the rack / Spit on your face and crack my whips. / I take your breath. I beat with sticks.“ - Ja, das nimmt einem wirklich den Atem und ist verdammt gut.
„We Chose To Pose“ verabschiedet uns dann recht unspektakulär, aber ordentlich rockend, aus dem Album, das am Ende, ganz im Gegensatz zum Cover, einen guten Eindruck hinterlässt.
FAZIT: Egal, ob man nun Metal oder Glam mag. CHROMANTIC FLASH bedienen auf „Yes, We Glam!“ beide Musik-Fraktionen mit ihrer ganz speziellen Mischung aus „Glam Metal & Kick-ass Rock“.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.07.2016
Hank Durango
Caya Belle
Dave Pyten
Gee Roxx
Eigenvertrieb
36:48
14.07.2016