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Reviews

Coogans Bluff: Flying To The Stars

Stil: Progressive-, Kraut-, Psyche- und Space-Rock, der wie nicht von dieser Welt klingt!

Cover: Coogans Bluff: Flying To The Stars

Aus Rostock kommt nicht nur leckerer Fisch, sondern auch eine Band, die sich schon in ihrem Namen verdammt weltoffen und mörderisch einfallsreich geben, indem sie sich nach einem Clint-Eastwood-Krimi aus dem Jahre 1968, in welchem es um einen jungen Polizisten vom Lande geht, der in der Großstadt ermitteln soll und dort nur auf Arroganz und Betrug trifft, benannten. Irgendwie passt das ideal zu den krautig-progressiven „Fischköppen“ von COOGANS BLUFF, die mit Musik, die an Außergewöhnlichkeit kaum zu übertreffen ist, hier ein Album raushauen, das dem großlabelinspirierten, fein manipulierten Mainstream einen überdimensionalen Pfropfen in den Hintern schiebt und sich dann auf einer Ebene austobt, die für gängige Radiostationen viel zu gut ist, um überhaupt Gehör geschenkt zu bekommen. Musik, die abgeht wie die Rakete auf dem Cover und im aktuellen Video zu <a href="https://www.youtube.com/watch?v=9VhaZi5RENA" rel="nofollow">„N.R.I.H.C.“</a> und direkt an den Sternen aller progressiven Milchstraßen andockt, in denen feine Kräuter die Psyche ordentlich durchwirbeln. COOGANS BLUFF sind die Rocker von der Küste, denen nach „Flying To The Stars“ umgehend die ganze Welt offen stehen müsste. Wenn es noch eine progressiv-psychedelisch-göttliche Gerechtigkeit geben sollte, dann müssen diese Worte und der Klang hinter „Sternenflug“ doch endlich erhört werden! Hier kommt nicht irgendwelche Musik, sondern eine Entdeckung, die fast alles bisher musikalisch dagewesene in den Schatten stellt und eine ähnliche Wirkung haben müsste wie „In The Court Of The Crimson King“ und „Bitches Brew“, als die in den 60ern dank KING CRIMSON und MILES DAVIS wie eine Bombe einschlugen und eine neue musikalische Richtung hervorbrachten, der dann so viele verfielen - dem Progressive Rock!

In den 60er- und 70er-Jahren wären COOGANS BLUFF garantiert die ganz große Nummer schlechthin. Genau die große Nummer wie KING CRIMSON und CAPTAIN BEEFHEART, den COOGAN BLUFF unverkennbar schon in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=mkJUpkHD-EQ" rel="nofollow">einem absolut grandiosen Video</a> verewigten, eine waren, als die Progressives, Souliges, Jazziges, Psychedelisches, Spaceiges und Krautiges ineinander verfließen und so den ganz großen Sound entstehen ließen.
Von diesem Sound sind COOGANS BLUFF infiziert und sie geben diese „Anti-Mainstream-Musik-Krankheit“ mit einer scharfen, modernen Vitaminspritze an alle weiter, die noch auf den ganz großen Klang der Vergangenheit hoffen, der endlich auch mal endgültig in der Gegenwart ankommt und dabei nicht Altbewährtes neu kopiert. Ohne jeglichen BLUFF, dafür aber auf einer Ebene, welche sich deutlich über vieles erhebt, was derzeit so in Retro-Gefilden vor sich hindümpelt, verfällt man diesem modern-progressiven COOGAN-Wahn. Vergesst anglo-amerikanisches Prog- und Psyche-Feeling genauso wie skandinavisch-mystische Art-Rock-Atmosphäre, so sehr sie euch (Genauso wie diesem Kritiker!) auch gefallen mag und öffnet euch dem neuen COOGANS BLUFF-Universum, das sich durch eine unglaublich intensive Fusion aus Prog-, Psychedelic- und Jazz-Rock sowie Funk und Soul verwirklicht, bei dem Saxofon und Posaune eine in dieser Form wohl noch nie gehörte Sonderstellung einnehmen. Diese Blas-Instrumente und die Art, wie sie MAX THUM und STEFAN MEINKING, aber auch NILS MARQUARDT und dem Trompeter STEPHAN GOECKE spielen, sind das neue, einmalige, süchtig machende Alleinstellungsmerkmal an dieser Musik, die sich nicht nur zu den Sternen erhebt, sondern eigene Stars schafft, die, im Gegensatz zu all den gecasteten TV- und Radio-Marionetten, niemals verglühen werden. Man muss nicht im Radio oder Fernsehen gespielt werden, um etwas für die Ewigkeit zu schaffen.
Und „Flying To The Stars“ ist für die Ewigkeit!

Es war wohl gleich mein erster Eindruck, nachdem mir die Musik aus meinen Boxen entgegenschlug, der mich sofort durchrüttelte und die Frage aufwarf: „Kann ich meinen Ohren noch trauen?
Oder höre ich tatsächlich solche unglaubliche Musik anno 2016?“
Nein, es war nicht nur die Musik, sondern auch die ungeheuerliche Atmosphäre, die sich dabei verbreitet!
Ein Album das klingt, als hätte es nach KING CRIMSONs „Red“ erscheinen müssen! Oder nach der Zusammenarbeit von ZAPPA und BEEFHEART auf „Bongo Fury“. Oder, oder, oder ...
Das Warten auf die Fortsetzung solcher Alben hat sich gelohnt!
Die Fortsetzung heißt „Flying To The Stars“ aus dem Jahr 2016 und ist von COOGANS BLUFF!

FAZIT: „Flying To The Stars“ definiert den modernen Prog neu und bläst einen dabei wortwörtlich weg. Die Musik ist grandios, der Sound auch und das Gefühl, welches einen beim Hören von COOGAN BLUFF befällt, einfach nur noch unbeschreiblich!

PS: Nachdem mir klar war, dass ich mich immer mehr meiner 1.000 Review unter unserer Seite näherte, begann ich nach und nach zu suchen, welche Kritik diese Sonderstellung, die auch für mich immens wichtig ist, einnehmen könnte. Es musste eben ein ganz besonderes Album, welches mich als gestandenen Kritiker-Hasen noch wirklich zu überraschen vermag, sein! Als dann vor gut einem Monat diese Promo-CD in mein Haus flatterte, war mir klar, dass ich das ideale Album für diese Kritik gefunden hatte. Ich danke COOGANS BLUFF dafür und werde noch oftmals mit ihnen gemeinsam zu den Sternen fliegen - natürlich dann auch noch auf dem streng limitierten grünen Vinyl, das längst geordert ist!

Punkte: 15/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.06.2016

Tracklist

  1. Flying To The Stars
  2. Back To The One
  3. Alpha Tango
  4. Hooray!
  5. N. R. I. H. C.
  6. A Swim In The Park
  7. Where No Man Has Gone Before
  8. No Need (To Hurry Up)

Besetzung

  • Bass

    Clemens Marasus

  • Gesang

    Clemens Marasus, Charlie Paschen, Max Thum, Christine Günther

  • Gitarre

    Willi Paschen

  • Keys

    Charlie Paschen

  • Schlagzeug

    Charlie Paschen

  • Sonstiges

    Max Thum (Saxofon), Stefan Meinking, Nils Marquardt (Posaunen), Stephan Goecke (Trompete)

Sonstiges

  • Label

    NoisOlution

  • Spieldauer

    42:36

  • Erscheinungsdatum

    27.05.2016

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