„Ich seh den Sternenhimmel, den Sternenhimmel, den Sternenhimmel, oh-ho!“, so sangen es zu Zeiten der NDW noch HUBERT-KAH, heute aber klingt die musikalische Suche nach den Himmelskörpern bei weitem nicht mehr so. Eine gänzlich andere Betrachtungsweise präsentiert uns das Berliner Trio COUNTER-WORLD EXPERIENCE, die mit prog- und jazz-metallischen Eruptionen wie ein DEVIN TOWNSEND durch knallharte Prog-Instrumentals brettern und denen ganz selten mal die Puste ausgeht, obwohl manchmal der Wunsch aufkommt, die drei Berliner würden uns in der dreiviertelstündigen Prog-Metal-Reise zu den Planeten auch mal ein paar mehr Momente zum Atemholen lassen. Zu oft wiederholen sich die brachialen Gitarren-Gewitter bis zur eintönigen Unkenntlichkeit auf unserer Reise zum „Pulsar“.
Unter ihrer Homepage beschreiben COUNTER-WORLD EXPERIENCE ihre Musik ausgiebig mit den Worten: „Jazz-Metal par Excellence - ohne jegliche Grenzen ... Die Band bringt den Meshuggah-Style-Groove zusammen mit PAT METHENY-ähnlichen Kompositionen, mixt diese mit elektronischen Sound-Fragmenten und entwickelt daraus Musik, die von der Gitarre dominiert wird im besten DREAM THEATER-Gestus.“
Besonders was den Jazz betrifft, ist dieses Zitat eine maßlose Übertreibung. Da ist kein PAT METHENY zu erkennen, geschweige denn andere wirklich beachtenswerte Jazz-Gitarristen. Größtenteils donnern die Gitarren mit progressiven Riffs durch die einzelnen Stücke, die immer dann an Größe und Stärke gewinnen, wenn ein paar Gäste, wie CHRISTIAN MEYERS an der Trompete bei „Bellatrix“ oder STEVE DI GIORGIO am Bass bei „Alpha Serpentis“, auftauchen. Hier gibt‘s dann auch entfernt einige Jazz-Anleihen zu entdecken.
Die wahre Stärke erreicht das Berliner Prog-Metal-Trio immer dann, wenn sie sich von ihrer Gitarren-Frickelei verabschieden, und es wie auf „Europa“ mal ruhiger oder „Elektra“ deutlich melodiöser angehen lassen. Ansonsten heben sie sich nicht von dem allseits bekannten, aber nicht wirklich beliebten Mittelmaß der sich in einfallslosen Wiederholungen verausgabenden, progressiven Metal-Bands hervor.
Die insgesamt vier epischen oder jazzigen Stücke mit den Gästen sowie „Europa“ und „Elektra“ sind top, alles andere eher hop!
FAZIT: Zu eintönige Kompositionen, die allesamt nach Sternbildern benannt wurden, treffen auf sich zu oft wiederholende Gitarren-Bretter, ein paar elektronische Elemente und ganz wenig Jazz. Die musikalische Reise zum „Pulsar“ führt noch an zu vielen metallischen Sternschnuppen vorbei.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2016
Sebastian Hoffmann, Steve Di Giorgio
Benjamin Schwenen, Fountainhead
Thorsten Harnitz, Hannes Grossmann
Christian Meyers (Trompete)
MIG Music / Indigo
47:33
18.03.2016