Was passiert, wenn eine wundervolle, unvergleichliche, aus dem Prog-Metal kommende Stimme auf einen Keyboarder der Extra-Klasse trifft, der das Schwarz-Weiß-Tasten-Gen wohl bereits von seinem Vater Rick in die Wiege gelegt bekam und sich heutzutage bei Bands wie BLACK SABBATH und HEADSPACE oder OZZY OSBOURNE austobt?
Aber klar doch - die Antwort ist denkbar einfach.
Oder?
Vielleicht doch nicht!
Darum überlassen wir die Antwort besser doch einem der unmittelbar beteiligten Musiker an „Weir Keeper‘s Tale“ ... ADAM WAKEMAN:
„Mit diesem Album haben DAMIAN WILSON und ich die Entscheidung getroffen, eine konzeptionell zusammenhängende Scheibe zu veröffentlichen, die nichts mit unseren härter rockenden Bands zu tun hat. Das eröffnete uns die Möglichkeit, uns ganz bewusst in die Singer-Songwriter-Ecke zu begeben und eine sehr persönliche Geschichte zu erzählen.“
Und wenn jetzt auch alle metal-harten Ignoranten und progressiven Intoleranten aufschreien und sich in den Begrifflichkeiten, ob das nun noch was Progressives oder doch nur Liermacherisches in sich trägt, suhlen und philosophieren werden, so bleibt für diejenigen, denen gute Musik am Herzen liegt, welche auch noch eine spannende, interessante Geschichte erzählt, die Botschaft übrig, dass DAMIAN WILSON & ADAM WAKEMAN mit „Weir Keeper‘s Tale“ ein richtig gutes, akustisches „Liedermacher-Album“, das von einer wundervollen Stimme sowie schönen Piano- und Keyboard-Klangwelten lebt, gelungen ist. Songs, die eingekleidet in ein akustisches Gewand, die traurige Geschichte eines Gestrandeten erzählen, der auf der Suche nach sich selbst und einem Ort, an dem er glücklich sein kann, verzweifelt:
„Please don‘t lose yourself / To a world that isn‘t there / And try not to believe that they‘ll be fair / They will turn when you‘re on your own / No one even cares to know your name.“
All das Traurige hinter diesen Worten, das Bedrückende, hört man auch auf diesem Album, dem eine fast hypnotische, aber nicht etwa in Melancholie triefende, Ruhe genauso innewohnt wie Melodien, die einen beim Hören sofort berühren und besonders durch den Gesang von DAMIAN WILSON, aber auch ADAM WAKEMAN, wie in musikalischen Stein gemeißelt klingen. Egal, ob es dabei um den „Mörder in einer Kleinstadt“ oder „Gott, der als Richter agiert“ geht - die Beschränkung auf das Piano, akustische Bässe, Gitarren und Percussion sowie kristallklaren Gesang machen den Reiz dieses sicher von keinem, der diese Musiker-Namen hört und kennt, in dieser Form erwarteten Albums aus. Wilson & Wakeman versuchen vielleicht einfach auch den Horizont für all diejenigen zu erweitern, die sich, nur weil sie progressive Musik hören, als etwas ganz Besonderes wähnen und in ihrer kleingeistigen Denkhaltung noch immer dem Glauben hinterherhinken, dass gute Musik auf gute Texte verzichten könnte.
Wohl darum erfahren wir auch, wenn wir die CD aus dem durchsichtigen Inlay lösen, dass die Geschichte, welche dem Album zugrunde liegt, von einem alten Grabräuber erzählt wurde, der am Ufer eines Flusses entlang wanderte und dabei auf die beiden Musiker traf. Und während wir die Musik hören, spüren wir das Wasser steigen, das auch uns manchmal bis zum Halse steht. Doch wer genau zuhört und liest, der findet auch hier seine Antwort - in diesem Falle im letzten Song des Albums „Cold“: „A little colder than sometimes I should do / I never notice the signs as I want to / On reflection it‘s done / I believe I was wrong!“
FAZIT: Schön, auch mal die Blick- und Hörrichtung zu ändern. DAMIAN WILSON & ADAM WAKEMAN helfen uns mit diesem Album garantiert dabei. Progressive Ideen treffen auf akustische Singer/Songwriter-Musik der traurigen und zugleich nachdenklichen Art.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.02.2016
Adam Wakeman
Damian Wilson, Adam Wakeman
Damian Wilson, Adam Wakeman
Adam Wakeman
Adam Wakeman
Blacklake / Just For Kicks
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19.02.2016