Hey, was ist denn das für ein verrücktes Cover?
Eine Anspielung auf THERAPY? und „Wish You Were Here“ von PINK FLOYD zugleich?
Ein brennender Mann, der den Kopf (nicht ins Klo, sondern) in den Sand steckt, während neben ihm ein Benzinkanister steht. Also mit PINK FLOYD hat das Album von DAN PATLANSKY nichts zu tun, therapeutische Härte aber hat es jede Menge und es ist unüberhörbar, dass der südafrikanische Sänger und Gitarrist nicht umsonst mit JOE SATRIANI im Herbst 2015 auf Tour war. Auch werden alle Freunde modernen Hard- und Blues-Rocks bestimmt mit den Ohren wackeln, wenn sie das mit unter 40 Minuten doch recht kurz geratene Album des in erster Linie talentierten Gitarristen und in zweiter Linie talentierten Sängers hören. Man muss schließlich nicht immer und ewig nur JOE BONAMASSA hören, das wird einem auch mal zu langweilig. Und rein bildlich betrachtet bringt DAN PATLANSKY gehörig Feuer in die Szene - den Kopf können dann ja andere in den Sand stecken.
Mit „Introvertigo“ erwartet uns geiler Gitarren-Rock, druckvoller Gesang und jede Menge Blues, der wie bei „Still Wanna Be Your Man“ auch mal als schmachtende Ballade daherkommen darf, wie sie ein GARY MOORE nicht besser hinbekommen hätte. In dem Song geht es um die Angst eines Musikers um seine Frau, der, wenn er auf Tour ist, glaubt, währenddessen seine große Liebe zuhause vielleicht an einen Anderen zu verlieren. Überhaupt sind es die zwischenmenschlichen Beziehungen und die eigenen Unsicherheiten, die auf „Introvertigo“ (Ausdruck für das Gefühl von in sich zurückgezogenen Menschen) den größten Teil von Patlanskys Texten bevölkern.
Heroische Ausnahme bildet dabei „Sonnava Faith“ - eine knochentrockene Hardrocknummer mit HENDRIX-Gitarre und predigenden Einschüben -, die alle religiösen Tendenzen, bei denen am Ende der Klingelbeutel mehr als der eigentliche Glaube zählt, unerbittlich angreift und als das anprangert, was sie sind: „Money grabbing, lying motherfuckers“!
DAN PATLANSKY erscheint aus musikalischer Sicht allerdings nicht introvertiert und von Selbstzweifeln zerfressen, wenn er feststellt, dass sein nunmehr achtes Album zugleich sein „versiertestes“ ist, das „alle meine Einflüsse von AUDIOSLAVE über STEVIE RAY VAUGHAN, JIMI HENDRIX, RIVAL SONS und darüber hinaus“ zeigt. Rock trifft also auf Blues und Funk, ohne sich dabei zu verbiegen. Die Musik geht ineinander über, mal melodisch rockend oder todtraurig bluesend oder freudvoll funkend. Der Mix stimmt, auch wenn das Gefühl manchmal doch etwas auf der Strecke bleibt.
Warten wir ab, ob es auch „Introvertigo“ gelingt wie sein 2014er Vorgänger „Dear Silence Thieves“ zum „Best Blues Rock Album“ des Jahres im amerikanischen „Blues Rock Review“ aufzusteigen.
FAZIT: „Introvertigo beschreibt ein Gefühl, das ich als introvertierter Mensch oft erlebe“, so der Mensch hinter dem Musiker DAN PATLANSKY. Dieses Gefühl lässt er auf seinem aktuellen Album ordentlich rocken, bluesen und funken! Viel Leidenschaftliches, das sich mitunter ein bisschen Zeit nimmt, bis der Funke richtig überspringt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.05.2016
Dan Patlansky
Dan Patlansky
Caroline
37:50
06.05.2016