Au, au, au, hier wird extrem scharf geschossen. Gegen Daniel Gun ist Kollege Tamas ein Waisenknabe, was seine deftige Ausdrucksweise angeht, aber musikalisch kann der Gesichts-Tätowierte seinem Nachbarn in keiner Weise das Wasser reichen, von seinem Vortrag an sich ganz zu schweigen.
Daniel Gun reimt leidlich überzeugend und versucht, seinen mangelnden Flow durch derbe Schimpfwörter und bloßes Geplärr zu kaschieren. Ehrlich gesagt ist sein Wettern nach spätestens zwei Songs unerträglich. Der Typ nimmt sich allzu ernst und tut so, als habe er das Elend ganz allein auf seiner Seite. Seine Feindbilder sind die üblichen, aber neben der Polizei etwa auch Frauen, was besonders sauer aufstößt, wenn er unter die Gürtellinie abzielt.
Hartgesottene können darüber vielleicht noch hinwegsehen, aber das Fundament aus Instrumenten und Beats gibt von vornherein zu wenig her, um sich mit "Reckless" anzufreunden. Die Musik ist völlig Reizlos, die Lyrics entsprechen aneinandergereihten Klischees, und seine zahlreichen Gäste im Studio retten Daniel Gun nicht vorm Offenbarungseid.
Man muss weder die Hassbotschaften billigen, die dieser Afterkünstler verbreitet, noch seine schäbige Musik, über die beflissene Protagonisten der ambitionierten, nicht misogynen Rap- und Hip-Hop-Szene herzhaft lachen können.
FAZIT: "Ich bin anders … wie Breivik." Ohne Worte, aus und tschüss.
Punkte: 1/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.04.2016
One Life One Crew / NovaMD
34:04
18.03.2016