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Daughters' Desire: Daughters' Desire - EP

Stil: Hard Rock

Cover: Daughters' Desire: Daughters' Desire - EP

Während eines Interviews mit DAUGHTERS' DESIRE, bei dem die junge Band aus Nordrhein-Westfalen danach gefragt wurde, was für sie „gute Musik“ ausmacht, lautete ihre Antwort: „Leidenschaft, Eigenständigkeit, Spielwitz!“
Überträgt man diese Antwort auf die Musik von ihrer aktuellen EP, dann kann man „Leidenschaft und Spielwitz“ sofort unterschreiben, nur ihre Eigenständigkeit ist bei weitem noch nicht stark genug ausgeprägt, weswegen „Daughters' Desire - EP“ sehr deutlich an ihre Vorbilder von DEEP PURPLE angefangen (plus deren Ableger RAINBOW und WHITESNAKE) bis hin zu MANOWAR und DIO heranreicht. Und das, was man in diesem Falle zu hören bekommt, hat schon die viel gepriesenen Eier, aus denen aber bisher nur der altehrwürdige Hard Rock mit hohem Alte-Helden-Wiedererkennungswert spritzt.

Leider krankt das Album auf den ersten Blick schon an einer schrecklichen Eigenart, die sich immer mehr bei Musikern breit macht, die sich mit einer bestimmten Stilistik verbunden fühlen, nämlich dass man anhand des Covers schon die Musik-Richtung erraten kann. Und solch ein Cover darf dann auch so richtig Kacke aussehen, Hauptsache man kann ungehört DAUGHTERS' DESIRE dem Metal und Hard Rock zuordnen. Bereits als mir die EP ins Haus geflattert kam, dachte ich enttäuscht: „Mensch Jungs, wenn ihr gute Musik macht, dann verpackt sie doch nicht hinter solchem bunt-banalen 0-8-15-drei-nackte-Teufelsweiber-vor-Gitarrenhals-Scheiß. Wenn eure Musik dann auch so klingt, wird sie schneller wieder in irgendeinem Regal verstauben, als es dem ‚Tochter-Wunsch‘, der übrigens ausschließlich aus Musik-Männern besteht, lieb ist.“

Ohne große Erwartung fuhren dann die pupillenlosen Teufelsweib-Dominas in meinen Player ein, um dort ihre Runden zu drehen und schafften zum Glück das, was ich bereits nicht mehr erwartete, mich aber nach der ersten Minute akustische Gitarre plus plötzlichem E-Gewitter überraschte. Statt breitbeingespreizter Metal-Mucke sprang mir feuriger, sogar richtig gut aufgenommener Hard Rock der 80er- und 90er-Jahre entgegen, der schon verdammt nah an den großen, unverkennbaren Vorbildern ist, ohne zu einem „Ach-das-klingt-doch-genauso-wie“ zu verkommen, sondern mit eben der im Interview heraufbeschworenen Leidenschaft und voller Spielwitz dargeboten wird. Die Jungs sind bei ihrer Musik genau auf dem richtigen Weg und das mit dem Cover wird auch noch - da bin ich mir sicher.

Seit 2013 haben sich DAUGHTERS' DESIRE aus dem besinnlichen Siegen aufgemacht, „melodische Musik zu schreiben, die Kuttenträger und Radiohörer gleichermaßen begeistern kann“. Im Grunde ist das heutzutage schon ein Widerspruch in sich, denn solche Musik-Ideale konnte man noch locker in den 70er-Jahren, schmerzhaft in den 80ern, kaum noch in den 90ern und nach Milleniums-Zeiten überhaupt nicht mehr verfolgen. Im Radio findet vordergründig nur noch Scheiße, aber kein melodischer Hard Rock mehr statt und eine debile Lindenberg-Karikatur verzapft den puren Musik-Mega-Gau, indem er als Opa das produziert, was er als rebellischer Jungspund noch mit allen Mitteln und der Hilfe seines Panik-Orchesters zu bekämpfen versuchte. Die Zeiten haben sich geändert - und die Scheiße stinkt uns nicht mehr aus den Klos entgegen, sondern vermüllt unsere Ohren mithilfe des alltäglichen Radio-Dünschiss‘!

Daran werden natürlich auch DAUGHTERS' DESIRE nichts ändern, aber wenigstens bieten sie eine Alternative, nach der man im Netz oder auf irgendwelchen anderen Wegen suchen muss. Nur bitte dabei die Augen schließen, sonst wäre eine nudistisch-metallische Cover-Geschmacksverirrung nicht ausgeschlossen.

Traut man aber seinen Ohren, dann bekommt man Hard Rock mit viel Melodie und ein paar metallischen Momenten geboten, die uns fünf Titel lang nicht nur begeistern, sondern auch dazu anregen, mal wieder unsere alten Platten von Deep Purple, Rainbow und White Snake aus dem Plattenschrank zu holen.

Getreu einem der besten RAINBOW-Alben leben DAUGHTERS' DESIRE genau das aus, was dem Album einer ihrer großen Vorbilder den Namen verlieh: „Long live Rock‘n‘Roll“!

FAZIT: Im Grunde macht die fünfköpfige junge Band aus dem Raum Siegen-Wittgenstein genau das, was so einfach klingt, aber doch sehr schwer zu verwirklichen ist: richtig gute (Hard-)Rock-Musik, deren Wurzeln deutlich auf die Siebziger und Achtziger zurückgehen. Bleibt abzuwarten, ob DAUGHTERS' DESIRE die feurige Mischung dieser EP auch auf einem Longplayer (mit hoffentlich deutlich besserem Cover) in dieser Qualität hinbekommen.

PS: Laut Aussage des Sängers werden die EP-CDs von „Daughters' Desire“ für läppische 6,- € <a href="http://daughtersdesire.bigcartel.com/" rel="nofollow">genau hier</a> vertickt! Auch eine kurze Anfrage über die Facebook-Seite der Band reicht garantiert, um diesen hart rockenden Retro-Genuss schnell und schmerzlos zu erstehen!

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2016

Tracklist

  1. Liberty
  2. Warfare
  3. We Bring You Rock
  4. Sweet Little Waitress
  5. The Crossroads Inn

Besetzung

  • Bass

    Daniel Schäfer

  • Gesang

    Daniele Gelsomino

  • Gitarre

    David Ponwitz, Martin Kramer

  • Schlagzeug

    Nico Langenbach

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb

  • Spieldauer

    20:07

  • Erscheinungsdatum

    18.05.2016

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