Tiefenentspannt bis melancholisch sowie zugleich nachdenklich-traurig wirkend eröffnet sich vor uns ein größtenteils akustisches Album aus Österreich, auf dem zärtlicher Gesang, eine akustische Gitarre und ein Cello sowie vielfältige Percussion die wichtigsten Bestandteile sind und dem man uneingeschränkt wünscht, dass es seinen Titel ohne Klammer verwirklichen kann, denn es ist wirklich keine Jedermanns-Scheibe, sondern eine bewegend-emotionale Klangreise, die viel(e) erreichen sollte!
DAWA entstanden vor gut 10 Jahren während einer Jam-Session in einem gutbürgerlichen österreichischen Wohnzimmer zwischen JOHN MICHAEL DAWA und BARBARA WIESINGER. Schnell entdeckte man, dass da mehr als ein paar Couch-Potatoes Musik machten und deutlich mehr drin ist. Neue Musiker kamen hinzu und besonders die Cellistin LAURA PUDELEK sorgte dabei für eine besondere, im Singer/Songwriter- und Indie-Pop nicht alltägliche Klangfarbe, die DAWAs Musik eine fast klassisch-emotionale Tiefe verleiht. Selbst eine Harfe gibt es des Öfteren zu entdecken. Aber auch die häufig melancholisch beginnenden Songs, die nach und nach Spannungen (manchmal bis ins „positiv“ Unerträgliche) aufbauen, machen einen riesigen Reiz auf „(R)each“ aus. Das ganze Album wimmelt vor Stimmungen, die wir in den schönsten Momenten auch bei einem DAMIEN RICE, einer TRACY CHAPMAN oder sogar MILOW entdecken, den DAWA bereites supporteten.
Dann täuscht sogar ein 41sekundiges Samba-Intro plötzlich Sommer-Song-Atmosphäre vor, um daraufhin zwar die Rhythmen beizubehalten, aber garantiert keinen weiteren, an Unerträglichkeit kaum zu übertreffenden Sommer-Radio-Hit hinzuzufügen, sondern eher einem JON JOHNSON zu huldigen.
Und nachdem gerade auf <a href="https://www.youtube.com/watch?v=F6E9lWm92jI" rel="nofollow">„Open Up“</a> so schön die Sonne aufging, wird diese mit dem bedrückenden, fast finsteren <a href="https://www.youtube.com/watch?v=WTXm_xNTgrM&feature=youtu.be" rel="nofollow">„Child Of The Sun“</a> deutlich verdunkelt, um daraufhin mit „Put It Away“, einem Song, der auch aus TRACY CHAPMANs Feder hätte stammen können, ein schwer beeindruckendes Duett erklingen zu lassen. Nun weiß man bereits, dass jeder wohl auch folgende Song seine eigene tiefgreifende Atmosphäre verbreiten wird. Schade, dass diese insgesamt noch nicht einmal 40 Minuten dauert.
Insgesamt ist „(R)each“ bereits das dritte Album von DAWA, nachdem sie bereits in Österreich mit ihrem Debüt „This Should Work“ Aufsehen erregten, dann mit dem 2015er-Album „Psithurisma“ richtig erfolgreich waren, da sie im ORF bei <a href="https://www.youtube.com/watch?v=LoZ0XnyBL0I" rel="nofollow">„Wer singt für Österreich“</a> den zweiten Platz belegten.
Trotzdem – das muss man schon fast betonen – ist die Musik von DAWA keine massentaugliche Fernseh- und Radio-Kost, da sie viel tiefer als das meiste oberflächliche Gedudel aus den Ätherwellen geht. Übrigens beweisen das auch mehrere hervorragende Videos im Netz, von denen ganz besonders <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Qe_XWCttkt0" rel="nofollow">„Unexpectedly“</a> ein wahrer akustisch-visueller Leckerbissen, der allerdings sehr nachdenklich macht, ist!
Die Produktion des Albums erfüllt höchste Maßstäbe und greift auf eine sehr interessante Variante zurück, denn zuerst wurden alle Titel „live“ eingespielt und erst danach noch einmal für jede einzelne Spur, sodass die Kombination beider Aufnahmen zu einem perfekten Klangbild aus kristallklarem Studio-Sound und voluminöser Live-Atmosphäre verschmilzt
FAZIT: Mit „Another Day“ endet „(R)each“ ähnlich wie es begann: Mit einem Hochgefühl aus Melancholie und traumhaft schönen Melodien. Und vielleicht begreift eines Tages sogar Deutschland, dass wenn eine Band wie DAWA „nur“ den zweiten Platz beim österreichischen ESC-Vorentscheid belegt, wie weit wir davon entfernt sind, mit unseren Musik-Gurken bei solch einem Wettbewerb in nächster Zeit erfolgreich zu sein. Im Falle von DAWA gilt auf unserer Seite jedenfalls: „Austria 12 Points!“
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.11.2016
Laura Pudelek
John Michael Dawa
John Michael Dawa, Barbara Wiesinger
Barbara Wiesinger
Oama Richson
Glockenspiele, Fußschellen, Cello, Cajon
Las Vegas Records/Rough Trade
39:29
28.10.2016