Am Liebfrauenmünster zu Straßburg sind offensichtlich die Uhren stehengeblieben, denn was DEAD FICUS verzapfen, klingt auf erfreulicherweise so, als habe es Metalcore als Quasi-Weiterentwicklung (zurück?) des Melodic Death Metal vorwiegend schwedischer Art nie gegeben. "Rise Or Fall" lässt versonnen auf Zeiten zurückblicken, da IN FLAMES und Konsorten einen langen Rattenschwanz mitunter nicht einmal unorigineller Nachahmer auf den Plan rief.
Wie ein ebensolcher klingen die Franzosen nämlich allzu deutlich, wobei dem Album eine tragische Grundstimmung zu eigen ist: Songs, die nie richtig schnell sind, was man den Machern eventuell als Achillesferse auslegen mag, aber nicht muss, denn Versonnenheit hat ihren Reiz, zumal DEAD FICUS kompositorisch auf höherem Niveau agieren.
Skandinavische Melodien und Harmonien ("Between the Lies", "Seven Billion Graves") changieren mit Stampfendem wie "No Shining Way" oder dem Titelstück, das sich noch am ehesten im Hardcore ansiedeln lässt, wie es die Band selbst unverständlicherweise ein Stück weit tut.
"Secrets and Illusions" erinnert im Gegensatz dazu gar an die rockigen Auswüchse von HELLTRAIN oder SCHEITAN und besitzt Hit-Qualitäten, genauso das besonders eingängige "Undying Dream" mit seinen balladenhaften Momenten inklusive Frauengesang. Davon abgesehen halten sich die "Experimente" zum Glück in Grenzen, und Sax' einheitlich hysterisches Geschrei nervt mit der Zeit - was aber alles an Kritik seitens dieses Schreibers wäre.
FAZIT: Melodic Death Metal, als sei das Jahr 2000 (fast) nie geschehen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.07.2016
Lulu
Sax
Oliv, Nono
Laurence
Rimka
Eigenvertrieb
43:34
01.07.2016