Schon wenn man das Bild auf dem Digipak von „Melodies For Maladies“ bewundert, lässt einen überdeutlich GENESIS‘ „Trick Of The Tail“ grüßen. Sollte man nun, vielleicht einem Gefühl folgend, in erster Linie das Bild von Colin Elgie für sich sprechen lassen und von diesem ungehört auf die Musik schließen, dann wird sich wahrscheinlich eine gewisse Enttäuschung breit machen. Denn <a href="https://www.youtube.com/watch?v=MqaTPXJ3nLI" rel="nofollow">„Melodies For Maladies“</a> haben so gut wie nichts mit der progressiven, schwanzschüttelnden Artrock-Genese zu tun, dafür aber huldigen sie „leidvoll“ dem Progressive Rock. Aber dem der härteren Gangart, wobei einem eher ECHOLYN, TILES, MARS HOLLOW und DREAM THEATER oder RUSH in den Sinn kommen. Vielleicht sogar TANGENT, denn mit THEO TRAVIS wirkt der Kopf der Band aktiv auf dem zweiteiligen, insgesamt 24 Minuten langen „Introspect“ mit, indem er den besten Stücken des Albums ausgiebige Flöten- und Saxofon-Töne verpasst.
Leider verzetteln sich EDEN SHADOW am Anfang ihres Albums viel zu oft in dem Versuch, eine wilde Kombination aus Metal, Prog und Ruhigerem zu vermischen, wobei ihnen völlig der musikalische Faden abhanden kommt und man sich beim Hören des Öfteren fragt: „Ja, wo soll die Musikreise sowie die Melodien für die ‚Leidenden‘ denn hingehen?“
Bestes Beispiel hierfür ist <a href="https://www.youtube.com/watch?v=1-XEZIRx5z4" rel="nofollow">„Burden Of Power“</a>, bei dem man in den knapp 7 Minuten alles von Prog Metal bis Crimson-Prog, Melodic Rock und Space-Kraut in die progressive Waagschale wirft, bis diese dann, nachdem man mit einem RUSH-Strahl auch noch an den Stachelschwein-Baum gepinkelt hat, vor lauter schweren Brocken zusammenbricht.
Und gerade weil das Album als Konzeptwerk angelegt ist, verunsichert dieses anfängliche Stil-Durcheinander etwas. Das textliche Konzept ist klar, das musikalische aber passt nicht immer dazu.
Doch von Titel zu Titel steigert sich „Melodies For Maladies“ - und wir folgen immer gespannter den mysteriösen Wegen der fünf auf dem Cover dargestellten Personen, egal, ob es nun der falsche Prophet, der Bauchredner, der machtverliebte Politiker, der Philosoph oder die Selbstwahrnehmung (Das mit Abstand spannendste Kapitel des Albums!) ist. „Introspect Part 1“ stimmt uns so in 5 ruhig-akustischen, sehr beeindruckend gesungenen Minuten auf den größten Brocken, den zwanzigminutigen Teil 2, ein, der mit einer beängstigend Keyboardfläche und schaurigem Satzgesang seinen Anfang nimmt – und „Wumms“, genau hier ist das Geheimnis hinter EDEN SHADOW, die auf ihrer Suche nach der progressiven Erweckung, mit „Introspective Part 1 & 2“ genau auf dem dreamtheatralisch richtigen Weg sind und endlich Komplexität – ja, sogar Bar-Jazz-Elemente - nicht mehr mit uninspiriertem Durcheinander verwechseln. Übrigens auch dank der wirklich starken Saxofon- und Flöten-Schübe von THEO TRAVIS.
Und damit auch alle progressiven Claims auf „Melodies For Maladies“ abgesteckt werden, verabschieden sich EDEN SHADOW mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=DFwYH0sXLn0" rel="nofollow">einer bewegend-beeindruckenden akustischen Piano-Gitarre-Gesang-Ballade</a>, die am Ende aber nicht gänzlich auf etwas Prog-Bombast verzichtet, von ihrem Album, das in den letzten 30 Minuten die wahren Stärken dieser noch sehr jungen Band offenbart.
FAZIT: Gut gemeinter, aber nicht immer gut gemachter Progressive Rock, der sich einfach zu viel vornimmt. EDEN SHADOW verblüffen mit richtig guten Progressive Rock, verunsichern einen aber auch durch ein seltsames Musik-Durcheinander, das dem Konzept von „Melodies For Maladies“ manchmal stolpersteinig im Wege steht.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.12.2016
Alex Broben
Ryan Elliott, Emma Davidson
Ryan Elliott
Ryan Elliott, Stephen Preston
Aled Lloyd
Theo Travis (Flöten und Saxofone)
White Knight Recordings / Just For Kicks
58:23
28.10.2016