„Welche Worte charakterisieren den EDENSONG-Sound am besten?“
Mit dieser Frage eröffnet die Band ihre Homepage.
Die Antwort dazu lautet:
„Epischer, orchestraler, progressiver, akustischer und metal-beeinflusster Rock!“ Wenn wir hierzu noch „retrolastig“, „symphonisch“, „psychedelisch“ und „konzeptionell“ hinzufügen, dann wissen wir bereits genau, was uns <a href="https://www.youtube.com/watch?v=-StFHEVz3eo" rel="nofollow">auf dem aktuellen 2016er Album „Years In The Garden Of Years“</a> erwartet.
Aber es spielen noch andere Worte eine wichtige Rolle beim 2016er Album der Prog-Amis. Und die finden wir beim Öffnen des einerseits finster, aber andererseits auch „niedlich“ (Man schaue sich nur mal die von DAN MAY gezeichneten knuffigen Figuren an!) gestalteten Digipaks, das neben der CD mit einem 16seitigen Booklet samt aller Texte ausgestattet ist: „The longest day is gone to soon... for tomorrow our bodies go down with this ship“, ist dort zu lesen. Erzählt wird im Grunde die Lebens- und Leidensgeschichte dieses Wesens, das so seltsam es auch aussieht, verdammt menschlich erscheint. Mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Ol7E7xazCOY" rel="nofollow">„Cold City“</a>, einem wilden, flötenbetonten Hammer-Einstieg ins Album, beginnt die Story voller Leidenschaft.
Musikalisch ist diese Geschichte für jeden Retro-Prog-Fan eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle, die unglaublich breit instrumentiert ist und bei der vom Anfang bis zum Ende die Flöten, aber mehrfach auch Violinen und Celli, hervorstechen.
Frühe GENESIS reichen hier JETHRO TULL und KANSAS genauso die Hand wie KING CRIMSON und GENTLE GIANT, während aktuell natürlich auch OPETH oder DISCIPLINE als herrlicher Vergleich herhalten können. Selten kann man so viel Einflüsse, die auch vor gängigen Hit-Vertretern aus der Vergangenheit, wie die BEATLES oder CAT STEVENS, nicht haltmachen, innerhalb eines Albums ausfindig machen. Der Name EDENSONG ist eben Programm.
Schwächelnd wirkt dabei leider der Gesang, der keinesfalls schlecht oder schwach ist, aber dem es an genau dem Charisma mangelt, den alle hier benannten Vorbilder auszeichnet. Auch wird der Instrumental-Titel „Chronos“ deutlich in die Länge gezogen und lebt von auf die Dauer nervenden Wiederholungen. Hier hat man beim Hören tatsächlich den Eindruck, dass die Laufzeit des Albums unnötig in die Länge gezogen werden muss, damit die 70-Minuten-Marke geknackt wird. Auch wird sich am Anfang von „The Atman Apocalypse“ recht deutlich bei KING CRIMSON bedient, was vielleicht sogar Absicht ist, da der Ex-Crimson-Sänger ADRIAN BELEW als „Cameo“ ein paar vokale Versatzstücke feilbieten darf, allerdings mit dem Ergebnis, dass man sich mehr Belew-Vocals und weniger Schoen-Gesang auf dem Album gewünscht hätte.
Am Ende allerdings ist dieser extrem komplexe Longtrack der Höhepunkt von „Years In The Garden Of Years“.
Mit Bob Katz wurde für das audiophile Mastering auch gleich ein Grammy-Gewinner für den ganz speziellen Feinschliff verpflichtet, was natürlich dem voluminösen Klang des Albums sehr gut tut. Eine kluge Entscheidung, denn bei den vielen Stimmungswechseln und den extremen Laut-Leise-Schwankungen der EDENSONG-Kompositionen musste unbedingt ein absoluter Profi hinter den Reglern sitzen.
FAZIT: Komplexer Prog Rock erwartet einen auf dem aktuellen Konzept-Album „Years In The Garden Of Years“ von EDENSONG. Dabei geht es manchmal gehörig drunter und drüber und trotz des Konzepts ist es schwierig, dem „roten Faden“ der Geschichte in Kombination mit der Musik zu finden bzw. zu folgen. Highlight sind besonders die wilden Flöten-Töne, die deutlich spannender als der Gesang sind und sehr oft im Vordergrund dieses wilden Prog-Ritts stehen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2016
TD Towers
James Byron Schoen, Tony Waldman, Stefan Paolini, Adrian Belew, Malcolm Pieper
James Byron Schoen
Stefan Paolini
Tony Waldman, Stefan Paolini
Barry Seroff (Flöten), Luna Skye, The Wandering Cellist, Eric Stephenson (Cello)
The Laser's Edge / Alive
71:04
30.09.2016