Seltsame Mischung: Mainstream-Deutschrock mit allem drum und dran - Pathos und Selbstbeweihräucherung eingeschlossen -, Crossover-Muzak sowie gewollt kernigen Rap nach dem Street-Verständnis der 2000er bieten EL POSTRE und wirken dabei erstaunlich unpeinlich. Das liegt insbesondere an ihren Texten, mit denen sie auf smarte Weise Klischees überzeichnen und ganz davon abgesehen wirklich Lesenswürdiges zuwerke gebracht haben.
Wohlgemerkt, dazu muss man auf lyrische Milieustudien stehen, denn EL POSTRE haben den Arbeiterklassen-Proll ins Herz geschlossen und stilisieren ihn zum Kunstobjekt, was über die Distanz eines ganzen Albums hinweg zwar leicht ermüdet, aber eben nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch ansprechend umgesetzt wurde. Der schlichte Rocke der Band wurde in ausgefeilte Arrangements gebettet, die sich subtile elektronische Elemente auszeichnen, wie man sie halt aus Nu Metal oder Rap Rock kennt.
Hip-Hop-Fans werden zuvorderst bedient, denn EL POSTREs Rockbasis ist abgesehen von Riffs naheliegenderweise Hausmannskost. Darum sind gerade die Gitarrenmusik-fernen Parts der Scheibe die besten, seien es die schizoiden Strophen von 'Abgebrannt' oder das poppige 'Freizeit' mit seinem gar nicht in den Herbst 2016 passenden Sommer-Flair. Unterhaltsames Ding insgesamt, wenn auch ohne allzu hohen instrumentalen Anspruch.
FAZIT: Ob EL POSTRE mit dem einen oder anderen Song von "Schweres Gerät" in den Charts landen möchten, wissen nur sie selbst. Ihre Kombination aus Gitarrenrap mit bissiger Lyrik und melodisch kommerziellen Stücken mit entschärften Texten ist zumindest eigenwillig, anhaltend gut inszeniert und schlicht kurzweilig.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2016
4star
Tope, Della
M@Z, Madcell
Della
Quasilectric / Membran
44:02
28.10.2016