Die polnische Künstlerin ELMA ist mit ihrer Mischung aus Soloklavier-Passagen, lyrischer Trompeten und losem Bass-Fundament deshalb schwer erträglich, weil sie vornehmlich jammert wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hat. "Ad Rem" ist darum avantgardistische Tonmalerei im Jazz-Kontext, angeführt von einer Exzentrikerin Marke Susanne Abbuehl oder Lauren Amber Newton.
Scat-Gesang, Klicklaute und Onomatopöie bilden die Basis der eindeutig improvisierten Stücke, gleichzeitig da die Momente, in welchen sich Blech und Holz (Trompete und Bass) umspielen sehr stringent anmuten und tatsächlich wenn nicht "schön", so doch auf jeden Fall spannend klingen. ELMA selbst reibt wie gesagt nur auf, wenn sie den Mund öffnet. Ihr Bläser Pohjola klingt mitunter wie ein verlorener Miles Davis und sorgt für die eigentlichen Akzente dieses insgesamt zu grellen Albums.
Gleichwohl, es gibt auch lichte Momente wie "REM VII oder "REM IV" mit Arco-Spiel. Das wohl ruhigste Stück "REM II" sorgt für Entspannung, aber man weiß nicht so recht, ob ELMA das eigentlich möchte. Überhaupt bleibt unklar, was die Dame möchte, weil sie eben keine Texte vorträgt, sondern plappert und brabbelt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Würde sie einfach still sein, könnte man von einem überdurchschnittlichen Instrumentalalbum ohne Schlagzeug sprechen, das von der Interaktion der Musiker lebt; so ist es unter einem unverbindlichen Pseudonym und mit nicht offensichtlich auf eine gezielte Klientel schielender optischer Gestaltung ein typisches Ding zwischen allen Stühlen für sehr Wagemutige.
FAZIT: ELMAs "Ad Rem" bietet Stegreif-Musik oftmals erstaunlich lyrischer Art, die man vermutlich nur genießen kann, wenn man den Grenzgängerinnen des Jazz-Gesangs zugetan ist oder die Ohren auf Durchzug stellen kann, was Stimmen betrifft.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.02.2016
Maciej Garbowski
Elma
Dominik Wania
Verneri Pohjola (Trompete)
Hevhetia
49:26
26.02.2016