Wenn einen die Vergangenheit wieder einholt: Seit dem Release von „Exist“ sind doch schon einige Tage ins Land gezogen und zu des Rezensenten Schande muss dieser einräumen, dass dieses zweite Album der Wiener auch schon fast ebenso lang in des Rezensenten Studierstube Staub ansetzt – einmal reingehört, schnell beiseite gelegt.
Doch zunächst scheint es, als wäre der erste Eindruck, nämlich der, dass „Exist“ ein plattes, langweiliges und allgemein scheußliches Pop-Rock-Genudel ist, das so hip und indie ist wie eine Zahnprothese, ein vorschneller und ungerechtfertigter.
Denn nach dem Opener „In Love With A Feeling“, der zwar in der Tat ein ziemlich gesichtsloser Radiorockbrocken ist, aber die Schmerzgrenze nicht überschreitet, nehmen FAMP das Tempo raus und lassen eher melancholisch angehauchte Klänge hören. So wissen beispielsweise „Stumble & Fall“ oder „Far Away Is Everywhere“ mit ihrer Verbindung aus Easylistening-Flow und durchaus ergreifenden Melodien zu gefallen. „Can You Remember“ ist dagegen unerträglich schmalzig.
„Somewhere In Between“ bedient sich schamlos an RADIOHEADs „High And Dry“, mündet aber in einen stadiontauglichen Armschwenk-Refrain, der einem fast wider Willen sehr angenehm die Kehle hinab rinnt.
Nachdem man dann aber mit „Spaceship Under Your Ceiling“ schmerzlich feststellen musste, dass Österreich eben nicht Kalifornien ist und FAMP im Vergleich mit den RED HOT CHILI PEPPERS doch ziemlich plump und emotionslos daherkommen, wird es leider nicht mehr besser, obwohl gerade erst der Halbzeitpfiff ertönt ist.
Als Schreiber von Promotexten könnte man die Stimme von Philipp Krikava vielleicht als rau und charaktervoll bezeichnen, tatsächlich kann sich sein etwas angeraspeltes Organ schon hören lassen, aber es gelingt ihm meist nicht, Gefühle damit zu übermitteln. Vergleiche mit Henning May oder WANDAs Krähgeist Marco lassen sich also beim besten Willen nicht ziehen.
Stattdessen verkommt gerade die zweite Albumhälfte über weite Strecken zu ödem Gedudel: Da können FAMP den Refrain von „Together Feel Alive“ mit noch soviel Plastik-Pathos penetrieren, es wird nur immer grusliger. In „Ticket To The Stars“ schreckt man nicht davor zurück, englische mit deutschen Lyrics zu vermischen: „We'll buy a ticket to the stars/and feel at home right where we are“ und dann für alle, die diesen angelsächsischen Lyrikergüssen nicht gewachsen sind: „Ich kaufe uns ein Ticket zu den Sternen/Hauen ab aus unserm Alltag in die Ferne“. Da hat ja CRO bessere Texte!
Mit „Giants“ versucht man anscheinend sich in COLDPLAY's „Paradise“ zu ooooohen. Fehlt nur noch das Elefantenkostüm…
Mit der abschließenden Mehr-Gähnen-als-Tränen-Ballade „Show Me The World“ nimmt das Abenteuer sein Ende.
FAZIT: FAMP – das sind schlicht die Anfangsbuchstaben der Bandmitglieder. Und das sagt auch schon einiges darüber aus, was F, A, M und P zu sagen haben. Dennoch: Die Wiener vermeiden es über weite Strecken, (zu sehr) in Peinlichkeit und Klischee abzurutschen und haben sogar ein paar Songs in petto, die durchaus zu gefallen wissen. „Exist“ eignet sich hervorragend als Hintergrundmusik zum Autofahren oder Plätzchenbacken – wer etwas höhere Ansprüche an seine Musik hat, wird mit diesem Komfortzonen-Indierock eher Verdruss als Genuss finden.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.12.2016
Florian Prem
Philipp Krikava
Philipp Krikava, Martin Schneider
Andreas Steiner
Florian Prem
Lyla Records
53:16
16.09.2016