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Far Beyond: A Frozen Flame Of Ice

Stil: Dark-, Death- & Melodic-Metal

Cover: Far Beyond: A Frozen Flame Of Ice

„Ich hoffe, dass die Leidenschaft, die ich in dieses Werk gesteckt habe, bei euch zu spüren und zu hören ist!“, schreibt EUGEN DODENHOEFT, der autonome bzw. autokratische Kopf und Multiinstrumentalist hinter FAR BEYOND, in seinem Begleitschreiben zu seinem gerade erschienenen zweiten Studio-Album „A Frozen Flame Of Ice“ an uns Redakteure.
Und ja, aber natürlich hört man diese Leidenschaft, welche sich laut Dodenhoefts Aussage über fünf lange Jahre erstreckte, diesem Album an. In kompletter Eigenregie und unter Einsatz ausschließlich privater Finanzen entstand es. Doch sowie es im Player seine ersten Runden dreht, glaubt selbst jemand, der wie der Kritiker dieser Zeilen mitten vor seiner High-End-Anlage sitzt, es mit einem absolut professionell eingespielten und produzierten Album zu tun zu haben. Fetter, voluminöser Sound, gelungene Kanaltrennungen, eine gefühlvolle Abmischung – hier stimmt eigentlich alles. Und es ist kein Wunder, dass das streng auf 40 Stück limitierte Digi-Book bereits ausverkauft und nun nur noch die aber ebenso sehr ansprechend im Digipak mit 12seitigem Booklet samt aller Texte und mit zusätzlichem Download-Link gestaltete Ausgabe erhältlich ist. Hier steckt mal wieder viel Liebe im Detail und ein Musiker, der eben nicht nur Musik, sondern ein Gesamtkunstwerk erschafft.

Vielleicht ist aber all die Akribie und der Hang zum Perfektionismus nur darum möglich, weil nicht viele Musik-Köche den Dark-Metal-Brei verderben, sondern sich ein einzelner voll und ganz auf seine eigene Rezeptur verlässt. Das aber sorgt mitunter im rein musikalischen Bereich auch für den einen oder anderen Fallstrick, wobei der größte davon im mangelnden Mut liegt, etwas mehr zu experimentieren und eigenständigere Wege zu gehen, die aus FAR BEYOND etwas Besonderes – eine Art Trademark – werden lassen, statt sich in das Gebäude epischen Dark Metals zu begeben und dabei ein sehr luxuriöses, ansprechendes, reich ausgestattetes Zimmer zu beziehen, das eben nur eins von vielen - so wunderschön es auch sein mag – ist und direkt zwischen denen von BLIND GUARDIAN, TIAMAT und/oder AVANTASIA liegt.

„A Frozen Flame Of Ice“ erfüllt alle hohen Ansprüche, die ein sehr gutes, melodisches Dark-Metal-Album aufzuweisen hat, egal ob das nun die vielen bombastischen Keyboard-Momente, die singenden und krachenden Gitarren, der Klar-, Growl- und Chor-Gesang, das Symphonische und Akustische, schwindelerregende Tempi oder fast zart Balladenhaftes und natürlich ausgiebige Longtracks sind. Am Ende fehlt trotzdem das Besondere. Ein paar Instrumente vielleicht, die „A Frozen Flame Of Ice“ andere, überraschende Musikstile (Weltmusikalisches, Folk, Prog, Jazz?) aufdrücken oder Sänger/Innen, deren charismatische Stimmen aufhorchen lassen, ein Konzept, welches eine Geschichte erzählt, die einer spannende Dramaturgie folgt und bei der die Stücke mehr ineinander übergehen, als einen deutlichen Schnitt zu erhalten, egal ob das Album einen Rahmen mit „Evernight – Part I“ (Album-Anfang) und „Evernight – Part II“ (Album-Ende) erhält, der leider auch textlich recht banal mit: „I hear the angels crying / Awaiting me / From far beyond they‘re calling / Just for me“, endet. Wenigstens wissen wir so, dass die „weinenden Engel“ die Verantwortung für den Bandnamen dieses Ein-Mann-Projekts mit ein wenig Gasthilfe auf ihrem geflügelten Rücken tragen.

Insgesamt arbeitete EUGEN DODENHOEFT aus Neunkirchen fünf Jahre an der Fertigstellung von „A Frozen Flame Of Ice“ und bezeichnet es als sein „bisher ambitioniertestes Projekt, in dem sich stilistisch Elemente des Dark- und Melodic-Death-Metals zu einem dichten und atmosphärischen Gesamtwerk verbinden“.
Eine sehr gute, wahrhaft passende Beschreibung, welche allerdings noch immer auf der Suche ist. Der Suche nach einem eigen(ständig)en Stil, der beim Hören ein „Wow, das ist ja FAR BEYOND“, statt ein „Das klingt ja richtig toll, aber irgendwie so ähnlich wie...“ hervorruft.

FAZIT: Mit „A Frozen Flame Of Ice“ gelingt FAR BEYOND ein genretypisches Melodic-Dark-Metal-Album, das sich locker in den vorderen Bereich aller düster-melodischen Metallisten spielt. Dabei weckt es viele Erinnerungen, ohne aber wirklich neue, eigenständig Klangfarben zu hinterlassen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.09.2016

Tracklist

  1. Evernight – Part I
  2. The Song Remains The Same
  3. A Frozen Flame Of Ice
  4. Last Farewell
  5. Unrelenting Force
  6. Evernight – Part II

Besetzung

  • Bass

    Eugen Dodenhoeft

  • Gesang

    Eugen Dodenhoeft, Patrick Stäudle, Ari Ahrendt

  • Gitarre

    Eugen Dodenhoeft, Tommi Halme

Sonstiges

  • Label

    Eigenvertrieb / Aeterna Records

  • Spieldauer

    51:30

  • Erscheinungsdatum

    01.09.2016

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