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Firmam3nt: Firmament

Stil: Post-Metal/Sludge/Progressive Metal/Doom

Cover: Firmam3nt: Firmament

Das schwarze Gerippe von Yggdrasil erhebt sich unter dem bebenden Himmel und das wüste Ödland erstreckt sich verdorrt in alle vier Himmelsrichtungen…
Nach denen sind denn auch die vier in etwa zehnminütigen Brocken benannt, die die Spanier von FIRMAM3NT auf ihrem Debütalbum aneinandergereiht haben.

Den düsteren Grundton, den die ersten Sekunden der Scheibe mit ihren schweren Slowmo-Riffs zementieren, geben FIRMAM3NT während der gesamten Spielzeit nicht mehr auf. Wie viele unterschiedliche Schattierungen sie in diese allgemeine Miesepetrigkeit zu zeichnen vermögen, fordert Bewunderung ein. Auch unter dem Gesichtspunkt, dass FIRMAM3NT eine reine Instrumentalkombo sind, stellt es eine äußerst positive Erfahrung dar, dass sie es schaffen, über eine dreiviertel Stunde lang interessant zu bleiben ohne sich zu oft zu wiederholen.
Als prägend stellt sich das Wechselspiel zwischen laut und leise, zwischen atmosphärischen Melodien und bleiernen Riffs heraus. Immer wieder finden sich Brüche im Klangbild, bisweilen harte Kanten an der Grenze zwischen heavy und verträumt.

So beginnt beispielsweise der Opener „North“ wie erwähnt mit einem gemächlich malmenden Sludge-Riff, das an (frühe) NEUROSIS oder CROWBAR oder beliebige andere Vertreter lebensbejahend klimpernder Lounge-Musik erinnert, um sich dann zu einer leise-melancholischen Melodie hin zu öffnen, die natürlich später wieder munter eingestampft wird. Mitreißend steigern sich FIRMAM3NT, um sich dann im Auge des Tornados auf galoppierenden Drums und allgemeiner Vernichtung fast ein wenig auszuruhen. Anschließend heißt es wieder Tempo raus, Melodie rein, diesmal übernommen von einer fast psychedelisch flirrenden Leadgitarre, die sich dann zum Ende noch einmal zu einer epischen Welle auftürmt um dann unter einem - Post-Metal-Djent-Breakdown? - zerhackt zu werden. Yeah!

Das folgende „East“ ist noch vollgepackter mit Tempo- und Dynamikwechseln und ist zwar ebenso spannend und unterhaltsam wie sein Vorgänger, jedoch hat man hier das Gefühl, dass der Band ein wenig der rote Faden fehlt, dass sie etwas rast- und ratlos von einer Idee zur nächsten switcht, ohne sich ganz darüber im Klaren zu sein, wohin es eigentlich gehen soll.

Der Westen besinnt sich wieder mehr auf die Qualitäten des Nordens, beide verblassen jedoch ein wenig neben dem grandiosen Finale, das „South“ darstellt:
Beginnend mit einer leisen melancholischen Melodie, unter die sich langsam das Gerüst aus Bass und Schlagzeug mischt, dessen Sound im Übrigen auf Albumlänge mit seiner erdigen und organischen Lebendigkeit überzeugt und an das Spiel von Guðmundur Óli Pálmason (der Dude, den Sólstafir gefeuert haben) erinnert. Immer wieder gibt es auch hier Steigerungen, immer wieder besinnt sich das Quartett auf die verträumte Ausgangsmelodie. Bemerkenswert ist, dass sie hier Melodien fundamentaler in den Klang einbauen als beispielsweise in „North“: Rein perkussiv donnernde Riffs gibt es im Süden nicht, was das Ganze wesentlich runder erscheinen lässt. Aber was für Melodien! Vor meinem inneren Auge entsteht immer wieder das Bild von Lava, ästhetisch sprudelnd, dann langsamer werdend und erstarrend, nur um dann erneut aus dem schwarzen Gestein hervorzubrechen und durch den Gehörgang zu mäandern.
Und dann kommt im finalen Crescendo noch ein Klavier hinzu, das, nachdem alles vorbei und kaputt und abgebrannt ist, allein zurückbleibt und noch eine kleine traurige Melodie in den Äther entlässt – was will man mehr?

FAZIT: FIRMAM3NT ist mit „Firmament“ ein tolles Instrumental-Album gelungen, das ohne Effekthascherei und progressive Großmäuligkeit mitreißend und spannend ist. Sie verbinden Elemente von Sludge und Doom mit einem postrockischen Gespür für Melodien sowie Tempo- und Dynamikwechsel zu einem düsteren, aber gleichzeitig entrückt-verträumten Ganzen, mit dem sich jeder, der mit NEUROSIS, SWANS, THE OCEAN, MONO oder SÓLSTAFIR etwas anfangen kann, sicher anfreunden wird.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.12.2016

Tracklist

  1. North
  2. East
  3. West
  4. South

Besetzung

  • Bass

    Sergio González

  • Gitarre

    Alberto Garcia, Txus Rosa

  • Schlagzeug

    Jorge Santana

Sonstiges

  • Label

    Nooirax Producciones

  • Spieldauer

    44:39

  • Erscheinungsdatum

    28.07.2016

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