Auf dieser Doppel-CD finden sich 28 Tracks einer der frühsten und somit wichtigsten deutschen Heavy-Metal Bands. GRAVE DIGGER bzw. Chris Boltendahl als Mann, der alle Fäden in der Hand und das Schiff gegen alle Unwägbarkeiten auf Kurs hält, sind aus der hiesigen Szene nicht wegzudenken und haben das Klischee vom metallischen Teutonen (im Guten!) mitgeprägt wie ansonsten vielleicht nur ihre Nachbarn ACCEPT. Die Noise-Jahre der Band waren maßgeblich, keine Frage, doch erst bei GUN daraufhin begannen der eigentliche Frühling der Gruppe und nicht zuletzt ihr kommerzieller Höhenflug.
Den versuchte sie zwischendurch vor ihrem einstweiligen Abgesang bekanntermaßen auch mit einer Anbiederung an die Melodic-Szene als nur DIGGER, wobei sie wie zu erwarten Baden ging. das vorübergehende aus hat den verbliebenen Musikern nur gutgetan, aber wie gesagt, so weit reicht diese Compilation vom Umfang her gar nicht, weil der Noise-Käse bis dahin schon gefrühstückt war. "Let Your Heads Roll" enthält Material vom bombig eingeschlagenen Debüt "Heavy Metal Breakdown", von "Witch Hunt" und schließlich "War Games", aber auch sage und schreibe sieben der insgesamt zehn Songs von "Stronger Than Ever", dem verhältnismäßig klebrigen DIGGER-Ausreißer - wohl in Ermanglung von mehr Material und um die "Best Of" zu strecken. Im Nachhinein betrachtet erweist sich die Scheibe als nicht einmal unerträgliches Kuriosum und ist durchaus anhörbar, fällt aber im Vergleich zu vorigem und natürlich den späteren Werken der Gruppe ab.
Daraufhin kam das Comeback "The Reaper" wie gesagt bei GUN Records, und der Rest ist Geschichte (im wahrsten Sinn des Wortes mit Hinblick auf Bassist Tomi Göttlichs historische Abarbeitungen in den folgenden Jahren), wie man so schön sagt.
FAZIT: Okaye Zusammenstellung von GRAVE-DIGGER-Stoff aus den frühen Jahren, mit dem sich die Gladbecker für den German Metal unsterblich machten. Allerdings wären sie eine Fußnote auf der internationalen Bühne geblieben, hätten sie sich nach dem DIGGER-Reinfall nicht wieder aufgerafft - dann tatsächlich "stronger than ever" und mit heutigen Klassikern wie "Tunes Of War".
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2016
BMG / Noise / Rough Trade
135:10
13.05.2016