Dritte Scheibe für die südeuropäischen GRAVEYARD - die einzig wahren, wie Retrorock-Hasser munkeln -, und definitiv der große Wurf für sie: "… For Thine Is The Darkness" verfügt über alle Eigenheiten, die eine Death-Metal-Scheibe haben muss, um am Ende des Jahres zu den besten nicht nur in ihrem Bereich gezählt zu werden.
Die Spanier befriedigen mit diesem Werk nämlich bestimmt auch Bedürfnisse traditioneller Metaller, für die es auf einem Album gar nicht genug Solos und Momente hörbar flammender Leidenschaft für diese Musik geben kann, und tun zugleich der zappendusteren Fraktion Genüge, indem sie okkultes Flair versprühen, ohne sich vor lauter Krampf einen Bruch zu heben. So wird die Scheibe zum Finstersten vom Finsteren, ohne dass der Eindruck entsteht, die Band poche allzu verbissen darauf, um sich irgendwo anzubiedern.
In der Hinsicht, dass sie ihr Ding stoisch durchzieht, steht sie Kollegen wie SONNE ADAM und NECROS CHRISTOS nicht nur klanglich, sondern auch ideell relativ nahe, bloß dass sich diese beiden Truppen mystischer geben. Bei GRAVEYARD denkt man hingegen immer noch an verschwitzte Kutten, wenn etwa crustige Old-School-Grooves erklingen, wiewohl stets begleitet von fein ziselierten Gitarrenleads, die so frisch klingen wie jene der schwedischen Erfinder zur Pionierzeit Anfang der 90er.
Knöpfedreher Patrick Engel hat erneut ganze Arbeit geleistet in seinem Temple of Disharmony. "… For Thine Is The Darkness" mutet trotz des traditionellen Ansatzes sehr zeitgemäß an, denn sowohl die rasanten Passagen als auch die zähen kommen ausgesprochen transparent und wuchtig daher. Übrigens: dass GRAVEYARD Doom können, bewiesen sie schon auf ihrer gemeinsamen Single mit NOMINON mit der monströsen CANDLEMASS-Coverversion "A Tale of Creation", doch heuer warten sie mit den eindrucksvollsten Schlepp-Parts ihrer bisherigen Laufbahn auf.
Das passt zum stimmungsvoll ausladenden Gesamtcharakter der mit zahlreichen Zwischenspielen versehenen Platte. GRAVEYARD sind 2016 selbstbewusst großspurig mit ihrem orthodoxen Death Metal, der inhaltlich gesehen schwarze Spitzen trägt und damit betört wie bisher von keiner zweiten Band in diesem Jahr vernommen. Beide Daumen hoch, aber so was von.
FAZIT: Monumentaler Death Metal mit allen Schikanen und eine der besten War-Anthem-Veröffentlichungen überhaupt - GRAVEYARD vereinen jede europäische Genre-Tugend der vergangenen 25 Jahre, sei es faulig Finnisches oder zweckmäßig virtuos Schwedisches mit Tempowechseln und epischen Strukturen. Das Ganze ist ein Werk von Erhabenheit, das sich niemand mit härteren Vorlieben entgehen lassen sollte.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.04.2016
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