Das Beste kommt zum Schluss. Der Einstieg ins zweiteilige Titellied mit fetten DOORS-Anleihen, ungewohnt langsam und stimmungsvoll, ist das Highlight des Albums, neben dem ebenfalls runtergebremsten Blues-Schleicher „Weary Bones“. Hier zeigt das energische Trio aus Edinburgh, dass es sehr wohl ein Gespür für ausgefeilte und gefühlvolle Melodien besitzt.
Davor und danach wird heftiger Riff-Rock geboten, brachial, aber nicht überladen und lose an DEEP PURPLE und mehr noch an (na wen wohl?) BLACK SABBATH erinnernd. Die Ausnahmestücke liebäugeln dann eher mit LED ZEPPELIN und den bereits erwähnten DOORS. Das wird einem nicht frappant aufs Auge und Ohr gedrückt, bleibt angenehm beiläufig, lediglich die „Helter Skelter“-Anleihen während „Wage With The Devil“ sind heftig. Aber es gibt üblere Bands als die BEATLES zu hofieren.
So bieten HAIR OF THE DSOG auf ihrem Langspiel-Debüt (nach der selbstbetitelten EP von Anfang 2014) herben Heavy Rock, der Abwechslung nicht als oberste Prämisse auf seine wehenden Fahnen geschrieben hat. Doch das Trio präsentiert die Chose mit Verve und Power, sodass „The Siren’s Song“ laut gehört in seiner Retro-Seligkeit ein wahrer Wonneproppen ist. Und ein paar kleinere Überraschungen gibt es ja auch.
FAZIT: Diese Sirene säuselt nicht, sie prescht mit Wucht (aber nicht mit Höchstgeschwindigkeit) durch die Schiffswand. Ah ne, falsches Bild, maritime Themen sind nicht vorherrschend im rückwärtsgewandten Rock-Panoptikum von HAIR OF THE DOG. Die Standardbesetzung Drums, Bass, Gitarre und Gesang, gelegentlich fein ergänzt um E-Piano und sattere Tastenklänge, macht das, was sie am besten kann: Rüttelnden, rappelnden, rabiaten Radau. Ewiggestrig, aber gut antizipiert.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.10.2016
Iain Thomson
Adam Holt
Adam Holt
Jon Holt
Kozmik Artifactz
46:11
14.10.2016