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Harakiri For The Sky: III: Trauma

Stil: Depressive Black Metal

Cover: Harakiri For The Sky: III: Trauma

Selten haben Depressionen so beeindruckend geklungen wie bei den Österreichern von HARAKIRI FOR THE SKY, die diese mit ihrem oftmals selbstmörderisch anmutendem lyrischen Gedankengut auf die Spitze treiben. Eine Spitze, die musikalisch nur ganz wenige in dieser Form erreichen und die sich hinter dem Begriff „Depressive Black Metal“ längst in der Szene etabliert hat: „This world made me an alcoholic / This world makes me wanna die in my sleep / This world made me a junkie, dyed-in-the-wool / This world make me a razoreater, a homeless fool.“
Zum Glück sind diese metaphorischen Bilder von „Rasierklingen-Verspeisern“ oder „Im-Traum-Sterbern“ und „Alkoholikern“ nicht so real, so dass man um die österreichischen Harakiri-Musiker ernsthaft Angst haben muss, aber verunsichern tun sie einen schon.
Gründe genug gibt‘s dafür allemal, wobei es doch so schade um HARAKIRI FOR THE SKY wäre, denn die Musik auf „III: Trauma“ zieht einen fast beängstigend in ihren Bann, so provokativ auch das ganze Drum und Dran ist.

Das beginnt schon bei dem ansprechenden, sehr liebevoll gestalteten Digipack mit den beiden Hirschen auf der Vorderseite, die beim Kampf ihre Geweihe unlösbar ineinander verkeilt haben und von denen auf der Rückseite nur noch ein Totenschädel mit abgebrochenen Geweihen übrig bleibt. Öffnet man das Digipack aber, so entfaltet sich dabei ein auf dem Kopf stehendes Kreuz.
Oh Gott, was werden bloß unsere religiös vereinnahmten Brüder und Schwestern davon halten?
Nichts Gutes sicherlich.
Und wenn sie dann auch noch die Texte lesen würden, dann überkäme sie vielleicht wieder der heimliche Wunsch nach einer Wiederbelebung der Inquisition, die der olle Ex-Papst Ratzinger ja wiederbeleben könnte. Schließlich weiß er ja noch gut, wie das funktionierte, bis er als Papst seinen wohl kaum noch vorhandenen Schwanz einkniff und zum Glück einem echten Hoffnungsträger Platz machte.

Auch die Musik auf „III: Trauma“ entfaltet sich ähnlich wie das Digipack. Leise beginnend, sich viel Zeit lassend sowie nach und nach immer etwas mehr Dynamik aufbauend – getreu einem gelungenen Postrock-Schema folgend – bis dann alles, inklusive dem growlenden Gesang, daraus hervorbricht und sich bis in schwindlig machende Tempo-Höhen und Riff-Stakkato erhebt. Die Texte folgen dabei dem klaren Konzept eines Selbstmörders, der an sich, seiner Umwelt und Zeit scheitert, bis er sich am Ende des Albums mit lautem Pistolen-Knall die Kugel gibt: „Fuck This Life! Fuck My Life!“, ist das Credo dahinter, von dem am Ende nur noch der Wunsch „Bury Me!“ („All that I loved was carried away / I must have passed the point of no return / Feli like a thousand years ago … I‘m going home now …!), übrig bleibt.

Das <a href="https://www.youtube.com/watch?v=9MolAvqXbzU" rel="nofollow">komplette Album kann übrigens direkt unter YouTube</a> gehört werden, wobei man leider nicht die tolle Verpackung in ihrer ganzen Schönheit bewundern darf.

Ansonsten könnte ich das FAZIT meines Kollegen Schreyer, <a href="http://musikreviews.de/reviews/2014/Harakiri-For-The-Sky/Aokigahara/" rel="nofollow">welches er auf unserer Seite zum Vorgänger „Aokigahara“ traf</a>, widerspruchslos unterschreiben...
FAZIT: „Aokigahara“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Black Metal noch lange nicht am Ende ist und dass es die jungen Bands sind, die den Mut besitzen, etwas anderes zu machen und das Genre gelungen aufwerten. Wer also den bösen Geist des Black Metals im modernen Gewand ertragen kann, der sollte HARAKIRI FOR THE SKY auf jeden Fall eine Chance geben.

Aus diesem Grund hier ein ähnliches FAZIT zu „III: Trauma“:
Es wird noch depressiver, aber mindestens genauso spannend und anspruchsvoll wie auf dem Vorgänger-Album, wenn HARAKIRI FOR THE SKY auf „III: Trauma“ zur schwermetallischen, selbstmörderischen Tat schreiten und den Hörer dabei genüsslich an ihrem Depressive Black Metal Anteil haben lassen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.08.2016

Tracklist

  1. Calling The Rain
  2. Funeral Dreams
  3. Thanatos
  4. This Life As A Dagger
  5. The Traces We Leave
  6. Viaticum
  7. Dry The River
  8. Bury Me

Besetzung

  • Bass

    M.S.

  • Gesang

    J.J.

  • Gitarre

    M.S.

  • Keys

    M.S.

  • Schlagzeug

    M.S.

Sonstiges

  • Label

    Art Of Propaganda

  • Spieldauer

    75:16

  • Erscheinungsdatum

    22.07.2016

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