Das Herz des Blues schlägt mitten in Deutschland!
Und es klingt so urwüchsig und authentisch, als würde es inmitten von Chicago und Detroit pochen.
Hinter HEART OF BLUES verbergen sich die beiden deutschen, vom Blues-Virus befallenen Musiker HENDRIK KLEDITZ und RÜDIGER FEUERBACH, bei denen neben ihrer Musik-Leidenschaft auch ihr großes Können an den Instrumenten und hinterm Mikro unverkennbar ist. Auf „Mississippi Love Bugs“ verbeugen sie sich sehr, sehr tief vor den Blues-Musikern aus den Südstaaten der USA und reisen mit ihrem Musik-Dampfer zugleich durch ganz unterschiedliche Epochen dieser seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstandenen Musik-Form, bei der wir uns im Falle von HEART OF BLUES an MUDDY WATERS oder JOHN LEE HOOKER genauso erinnert fühlen dürfen wie an die DIRE STRAITS oder CHRIS REA. Und wenn die beiden Blueser – bereits recht alte und sehr erfahrene Musik-Hasen - auch noch aus Sachsen und Thüringen kommen, bleiben natürlich zugleich Erinnerungen an ehemalige DDR-Blues-Legenden wie ENGERLING oder STEFAN DIESTELMANN nicht aus.
Auf der Innenseite ihres liebevoll gestalteten Digi-Packs, auf dem natürlich auch zwei paarungswillige Mississippi Love Bugs (Fliegen, die in dieser Form besonders an den Ufern des Mississippi vorkommen) herumkrabbeln, stellen die beiden Blues-Freunde, welche übrigens auf ihrem Album maßgeblich von den zwei KEIMZEIT-Musikern Matthias Macht & Sebastian Piskorz sowie Marc Hartmann unterstützt werden, eindeutig fest: „Das Besondere an der CD von HEART OF BLUES ist eine musikalische Reise durch ein Stück amerikanischer Musikgeschichte der Südstaaten. Die Einspielung wird erweitert mit eigenen Songs und Improvisationen.“
Auf ihrer Homepage ergänzen sie dann noch des Pegida-gebeutelten Dresdens – ihrer derzeitigen Heimat - wegen: „Gerade jetzt ist jedes innovative, völkerverbindende und kreative Signal aus Dresden auch ein Geschenk an die ganze Region, um mit musikalischen Mitteln die Bilder wieder gerade zu rücken, die in Schieflage zu geraten drohen.“
Dresden trägt manchmal eben menschlich einen seltsamen Blues in sich, den Deppen mit bescheuerten Parolen jeden Montag durch die Straßen blöken – höchste Zeit, dass in solchen Momenten die „Mississippi Love Bugs“ ihren echten, weltoffenen HEART OF BLUES dagegensetzen. So sind die meisten Blues-Songs des Albums auch eher die ruhigeren, nachdenklicheren, nicht so sehr auf Tempo setzenden, wofür die wundervolle Blues-Ballade „Everything Will Change Us“ das beste Beispiel ist. Und den Dresdnern, die glauben, mit fremdenfeindlichen Parolen ihr eigenes Dilemma zu beseitigen, sollte man gleich noch in diesem Sinne ein „Time For You To Change You“ mit auf ihren Irrweg geben.
HEART OF BLUES gehen auf ihrem ersten Album einen musikalischen Weg, auf dem sie versuchen, ihre eigenen Kompositionen und Ideen mit den „Ur-Blues-Klängen“ oder Cover-Versionen von J.J. CALE, CURTIS MAYFIELD, RANDY NEWMAN usw. zu vereinen, der so zu einer modernen, zeitgemäßen Form des Blues wird bzw. werden sollte. Ganz ähnlich natürlich dem Weg, den CHRIS REA, nachdem er dem Tod noch im letzten Moment von der Schippe gesprungen war, ebenfalls für sich entdeckte und sich völlig dem Blues und dessen langjähriger Geschichte mit all seinen „Blue Notes“-Alben hingab. Das einzige Problem hierbei ist jedoch, dass „Mississippi Love Bugs“ insgesamt eher „alt“(-bekannt) als „neu und modern“ klingt. Ein Album, ideal geeignet für die Freunde des frühen Südstaaten-Blues, wobei es sogar auch ein paar Dixieland-Klänge mit „Honeymoon Blues (Betty Mae)“ inklusive gibt, nicht aber für die Zeitgenossen, die eher auf den elektrifizierten Blues mit gehörig Schmackes stehen. Auf „Mississippi Love Bugs“ klingt die Vergangenheit aus jeder Blues-Note, die Zukunft dürfen gerne eine JOE BONAMASSA oder DEREK TRUCKS für sich beanspruchen.
FAZIT: Inmitten Deutschlands schlägt das HEART OF BLUES und lässt seine „Mississippi Love Bugs“ fliegen! Eine musikalische Blues-Reise über den Mississippi, der zwar tausende Kilometer von Deutschland entfernt fließt, aber mit zwei sächsischen Blues-Musikern als Musik-Dampfer-Kapitänen gerne auch durch unsere heimischen Boxen fließen darf.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.07.2016
Rüdiger Feuerbach, Hendrik Kleditz
Hendrik Kleditz, Rüdiger Feuerbach
Matthias Macht
Sebastian Piskorz (Trompete), Marc Hartman (Tuba, Posaune, Horn)
Eigenvertrieb
48:00
22.07.2016