Wenn die HELDMASCHINE ihren Flug zum <a href="https://www.youtube.com/watch?v=SX1JVHvyEbg" rel="nofollow">„Himmelskörper“</a> beginnt, dann rollt dabei erst einmal gehörig das „R“! Nur dass man daraus gleich einen ganzen Song schreiben und sein Album damit beginnen muss, ist vielleicht nicht ganz so klug. Da ruckelt und holpert die HELDMASCHINE-Musik-Rakete beim Start doch gehörig.
Und mit ein wenig Recherche im Netz und wenn man 2 und 2 zusammenzählt, dann kommt man auch ganz schnell darauf, warum gerade dieser „R“-Song das Album eröffnet, denn nicht nur mein Kollege Schiffmann verwies bereits darauf, auch der „Metal Hammer“ ging in einer Review zu „Lügen“ - der dritten HELDMASCHINE-CD von 2015 – explizit darauf ein, indem er feststellte: „Hier regieren weitgehend unangenehm-aufdringliche funkig-spacige Synthies, die sich zwar mit zackigen Industrial-Riffs paaren, den Klang des Werks aber bestimmen. Dank ihrer Rhythmen, dem LINDEMANN-typische rollenden R, deutschen Texten und unheilvoller Atmosphäre stellen HELDMASCHINE jedoch in aller Deutlichkeit klar, welchen Vorbildern sie huldigen. […] - unterm Strich sollten sich HELDMASCHINE jedoch überlegen, ob es sich lohnt, weiter mit einem derart dünnen Strahl an das Bein ihrer Idole zu pinkeln. Nur das R zu rollen, […] reicht für Thronfolge-Ambitionen nicht.“
Mit diesem Song fällt die Reaktion auf solche und ähnliche Kritiken recht schmächtig aus und bestätigt eher deren Kritiker als die Musiker: „Du musst dich nicht ärgern / Wenn du das R nicht liebst / Dann musst du auch nicht suchen / Nach der Lade, in die du uns schiebst.“
Hier sprechen beleidigte Musik-Leberwürste, die es dem Kritiker nicht schwer machen, nach einer Schublade für sie zu suchen, denn sie haben ihre längst gefunden – darauf steht: „Recht gute RAMMSTEIN-Kopie“, denn dummerweise kann man genau die MH-Worte zu „Lügen“ unwidersprochen auch auf „Himmelskörper“ übertragen.
HELDMASCHINE bleibt sich, ähnlich wie beispielsweise EISBRECHER, wie gehabt treu und sieht nicht nur wie RAMMSTEIN aus, sondern klingt auch so – oder eher wie deren kleiner Bruder, der auch mit dem Feuer spielen will und dabei genau das gleich Feuerzeug verwendet. Doch um den musikalischen Flammenwerfer zu entfachen, bedarf es mehr als solch ein Feuerzeug oder dass man aus ehemaligen VÖLKERBALL-Mitgliedern, die sich als RAMMSTEIN-Coverband etablierten, einfach eine HELDMASCHINE zimmert und diese mit genau den gleichen Musik-Bausteinen wie ihre großen Vorbilder zusammenfügt.
Es geht eben doch nichts über das Original, wofür „Himmelskörper“ leider ein weiterer Beweis ist!
Gleiches gilt auch für die Texte, von denen HELDMASCHINE behaupten, dass sie „die dunkle Seite unseres Daseins“ aufzeigen, in der „Unsicherheit, Angst und Fremdenhass an der Tagesordnung stehen“. Zwar erheben sie dabei nicht den belehrenden Zeigefinger, aber provokante Poesie bekommen sie genauso wenig hin.
So kommt „Auf allen Vieren“ ähnlich daher wie RAMMSTEINs „Bück dich“, während <a href="https://www.youtube.com/watch?v=yeD1IqESN1U" rel="nofollow">„Sexmaschine“</a> gleich noch einen draufsetzt und sich die notgeilen Porno-Seiten-Wichser vornimmt und sie mit Drogen-Junkies gleichsetzt. Dazu gibt‘s wirklich von vorne bis hinten geklaute RAMMSTEIN-Rhythmen zu hören.
Ja, auch in diesem Sinne kann man es sich gleich doppelt verdammt einfach machen, doch auch das Texten ist nicht wirklich eine Stärke der Band, ganz im Gegensatz zu einem LINDEMANN.
Aber trotzdem HELDMASCHINE alle Klischees, die man um RAMMSTEIN zimmern kann, ausgiebig bedient, werden sie garantiert den Freunden der „Ur“-Band doch viel Freude bereiten, weil sie einerseits das Album sehr gut produziert und in ein gelungenes Klang-Gewand gekleidet sowie es in einem schönen Digipak plus dickem Booklet verpackt haben, aber auch solche mystischen Songs wie „Die Braut, das Meer“ - der sogar Erinnerungen an WITTs „Flut“ weckt und ein tolles Gitarren-Solo zu bieten hat - oder die flotte Ballade „Kein zurück“ samt Streichern und tiefem Brummen, die fast ein bisschen Hit-Appeal verbreitet, echt gelungen sind. Trotzdem hat der Hörer von der ersten bis zur letzten Minute von „Himmelskörper“ den Eindruck, dass dieser Himmelskörper eben RAMMSTEIN heißt – so sehr HELDMASCHINE sich auch gegen diese Feststellung zu wehren versucht.
FAZIT: Es gibt nur einen „Himmelskörper“, den HELDMASCHINE voller Inbrunst zu erreichen versucht – und der heißt nach wie vor RAMMSTEIN. So sehr sich die Jungs aus Koblenz auch gegen diesen permanenten Vergleich zu wehren versuchen, da bleibt ihnen nur eins übrig: Macht endlich Musik, die nicht von der ersten bis zur letzten Minute nach den Lindemann-Koryphäen klingt und schon seid ihr diesen Vergleich los! Obwohl – eine wirklich schlechte RAMMSTEIN-Figur machen HELDMASCHINE auf „Himmelskörper“ jedenfalls nicht.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2016
Marco Schulte
René Anlauff
Dejan Stankovic, Tobias Kaiser
Dirk Oechsle
MP Records/Soulfood
56:26
04.11.2016