Das "witzige" Intro-Titelstück lässt Böses erahnen, doch tatsächlich ist "Pink Bubbles Go Ape" anders als sein Nachfolger "Chameleon" nicht die saure Gurke, zu der es beinharte Fans immer noch zu Unrecht stilisieren. Michael Kiske scheint abseits seiner immerzu mainstreamingen Anwandlungen zum letzten Mal richtig Bock auf Metal zu haben, auch wenn er eine zwiespältige Country-Ballade einreicht ('Your Turn'), nach der auf dieser LP-Wiederauflage (180g, hochwertige Aufmachung seitens der Rechteverwerter) Schluss ist. Die Bonussongs stehen weiterhin auf vorangegangenen CD-Neufassungen. Remastered wurde diese Version genauso wie die beiden anderen im Rahmen der "Noise lebt!"-Kampagne abermals aufbereiteten Scheiben aus schwarzem "Gold".
Im Zuge von Kai Hansens Ausstieg nach "Keeper Of The Seven Keys - Part II" musste jemand in große Fußstapfen treten: Roland Grapow, der es auf bestmögliche Weise hinbekommen hat und "Pink Bubbles …" noch um wenig bereichern kann, wohl weil bereits mehr oder weniger alles komponieren war. Schließlich erinnern wir uns: Das Material musste langsam in der Schwebe hängen, weil die Band im Zuge eines fiesen Rechtsstreits zwischen Karl Walterbach und Noise sowie der britischen EMI eingefroren blieb. Roland brachte letztlich die unscheinbaren Nummern 'The Chance' und 'Someone's Crying' ein, die gleichwohl auf einen starken Songwriter in der Neuaufstellung der Gruppe hindeuteten.
Die Knaller heißen jedoch 'Kids Of The Century' und 'Number One' - beides letzten Endes sinnvollerweise Singles, wobei man eigentlich auch hätte die Übernummer 'Mankind' berücksichtigen sollen, denn sie ist der unumstößliche (epische) Höhepunkt des Albums, ein Stück aus Kiskes Feder mit etwas Hilfe von Grapow. Hier deutet sich an, was mit Andi Deris am Mikrofon später (in härterer Ausführung) möglich sein sollte …
Die 'Heavy Metal Hamsters' (Weikath/Kiske) sind besser als ihr Ruf (und der Text, keine Frage, aber so ist sie eben, Weikis Auffassung von Ironie), und 'Back On The Streets' erweist sich auch in der Nachbetrachtung als zeitloser Feger, der zwar seicht ist wie die ganze Platte aber keine Schandtat. "Pink Bubbles Go Ape" scheiterte zum Schluss vor allem wegen seines nicht metallischen Covers (hintersinnig dennoch) und der schaumgebremsten Produktion. Wie hätte die Band nach den beiden "Keeper"-Scheiben allerdings nachlegen sollen. Im Grunde konnte sie nur scheitern.
FAZIT: "Pink Bubbles Go Ape" bleibt ein gutes Album mit ein paar sogar sehr starken Momenten. HELLOWEEN-Fans, die es bisher ausließen, sollten eine Erst- oder Neubewertung in Erwägung ziehen, wofür sich dieses schmucke wie klangvolle Vinyl geradezu aufdrängt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.11.2016
Markus Großkopf
Michael Kiske
Michael Weikath, Roland Grapow
Ingo Schwichtenberg
BMG / Rough Trade
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04.11.2016