Es hat ein wenig länger gedauert, doch hier ist es nun, das zweite Album der famosen HUMAN FACTOR, die wir hier bereits über den großen Klee gelobt haben. "Homo Universum" nimmt seinem Vorgänger "4.Hm.f" wenig bis gar nichts, denn die Moskauer spielen weiterhin schwebenden Instrumental Rock mit traumhaft sicherem Gespür für Songs, die packen.
Das kompositorische Prinzip dabei ist erstaunlich durchschaubar: Ausgehend von einem leichtfüßigen Groove aus Schlagzeug und Bass (sehr geil in dieser Hinsicht: "Abandoned ... Devastated") werden minimale Akkordzerlegungen, der eine oder andere sachte angeschlagene Dreiklang und Keyboard-Flächen der FLOYD-igen Art miteinander verwoben. Heraus kommt in allen sieben Fällen ein wenn nicht eingängig, so doch stimmungsmäßig sofort greifbares Stück, wobei HUMAN FACTOR auch eine Menge von post-rockigen Drama-Aufbauten verstehen.
Als Beispiel dafür dient "Fifth Dimension", das in etwas mehr als fünf Minuten an Fahrt und Dynamik aufnimmt, ehe die Musiker eine himmlische Auflösung erzielen. Das Ganze erinnert dann je nach Beitrag an mittlere PORCUPINE TREE oder PG.LOST (On the Top of Light), um ein exzellentes jüngeres Beispiel zu bemühen , wird trippig wie das ØRESUND SPACE COLLECTIVE, bloß ohne skandinavische Schrulligkeit (das vorwitzige "145 Billion"), Und verfügt dem Titel des Albums nach zu erwarten über einen spacigen Gesamtcharakter.
Mit der Synthesizer-Schwelgerei "Sails Of The Sun" (TANGERINE DREAM lernen das Rocken) und dem über neun Minuten langen Ende "St. Elmo's Fire", das die härtesten Einschläge auf der Oberfläche des bunten Planeten von HUMAN FACTOR verzeichnet, wird's zum Schluss noch einmal richtig stark.
FAZIT: Bombige Post-Rock-Werk mit toll warmer Produktion aus Russland, wo man diese Disziplin meisterlich beherrscht. Jetzt kommt auf Tournee, Leute!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2016
Alexander Meshcheryakov
Ivan Ivanov, Sergey Volkov
Sergey Volkov
Konstantin Shtirlitz
RAIG
55:34
15.04.2016