Wenn die griechischen Götter des Schlafes (Hypnos) plötzlich die Rolle des Donnergottes übernehmen wollen, dann müssen sie wie HYPNOS aus Göteborg klingen, die man bitte nicht mit der gleichnamigen Death-Metal-Band aus der Tschechoslowakei verwechseln möchte. Das schwedische Quintett legt los, als wollen sie den JUDAS PRIEST beschwören, aber auch die Blumenkinder der Hippie-Kultur ehren und ganz nebenbei gleich noch dem Blues- und Hardrock der Siebzigerjahre eine Frischzellen-Kur verpassen. Trotzdem bleibt‘s ein purer Retro-Tripp!
Vom ersten Ton an verbreitet „Cold Winds“ keine kühle Brise, sondern ein heißes Feuer, das den Hörer mitreißt. Wieder mal spielen dabei vergangene Zeiten, in denen ein guter Song sich auch dadurch auszeichnete, dass er länger als 7 Minuten sein konnte und viel Psychedelisches ihm innewohnte, eine riesengroße Rolle. Damit man aber nicht nur als engstirniger Retro-Freak gilt, dem nichts anderes als sich mit fremden Federn zu schmücken einfällt, wird eines der Stücke gleich in Schwedisch eingesungen. Produktionstechnisch aber bleibt die Orientierung klar auf das analoge Aufnahmebild der Siebziger ausgerichtet. Man hört so gesehen die Geister, welche man auf dem Cover des Albums sieht, sich mehr als deutlich erheben. Sie rocken etwas härter als auf dem HYPNOS-Debüt, bleiben sich aber sonst treu.
Griffige Gitarren-Riffs und knackige Solis treffen auf rotzig-rauen Gesang und treibende Schlagzeug-Rhythmen sowie herrlich wummernde Bässe auf wilden Flötenklang und psychedelische Eruptionen. Vieles klingt hier improvisiert und ganz einem Heavy-Gefühl folgend, anstatt sich an studiotechnische Gegebenheiten und starre Kompositionsgefüge zu klammern. „Cold Winds“ wurde offensichtlich live im Studio eingespielt und nicht mit Hilfe übertriebener digitaler Verfeinerung in Form gebracht.
Der siebeneinhalbmnütige, schwedisch gesungene Song „Det Kommer En Dag“ hat sogar ein paar ruhige, balladeske Momente, währen das knapp 9 Minuten lange „1800“ das schönste Flöten-Solo des gesamten Albums für sich in Anspruch nehmen darf, auch wenn es dann fast übertrieben von einem Gitarren-Solo „weggerockt“ wird.
Danach ist Schluss!
Auf ein Neues, werden sich viele sagen und statt schlafen zu gehen, den heißen Motor HYPNOS erneut anwerfen.
FAZIT: Viele Grüße aus der Retorte. Die Schweden lassen es hardrockig im Seventies-Style krachen und verpassen uns dabei gleich noch jede Menge Flöten-Töne.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.05.2016
Anton
Philip
Fredrik, Oskar
Idun
Crusher Records / Code 7
49:06
29.04.2016