Dieses Sextett hat seine Karriere mit einem Cover von Taylor Swift losgetreten ('Blank Space'), womit sich bereits ein Stück weit erklären dürfte, was wir hier vorliegen haben: I PREVAIL zählen zu jener neuen Schule von Hartgitarren-begeisterten Musikern, die den "Metal" als Pop mit feisten Riffs und viel Gebrüll begreifen … natürlich im Wechsel mit melodischem Gesang.
Für ein Debüt nach einer erfolgreichen EP klingt "Lifelines" ausgesprochen abgeklärt, auch weil es total stromlinienförmig produziert wurde. Man sollte I PREVAIL nicht in irgendeinem metallischen Kontext bewerten, sondern wirklich als Mainstream-Band, und was das angeht, steht sie ziemlich gut da:
Für sie als künftige Chartstürmer sprechen der Pop Punk von 'One More Time' sowie das energische 'Chaos' und 'Outcast', das an STONE SOUR gemahnt. Generell klingen speziell die härteren Sachen, als handle es sich bei I PREVAIL um trivialisierte SLIPKNOT, wobei das thrashige 'Already Dead' einer der seltenen Ausritte in höhere Tempo-Gefilde ist, die das Ensemble wagt.
Sprechgesang am Rap-Rand ('Come And Get It') und die widerliche Ballade 'Alone', die auch von irgendeinem Neo-RnB-Fuzzi stammen könnte, sind neben dem prollig gebrüllten 'Rise' die Tiefpunkte dieser Egal-Scheibe. Das ist sie zumindest für Menschen, die mehr von Musik erwarten als Cookie-Cutter-Gerödel der kalkulierten wie verboten gut gekonnten Sorte.
FAZIT: Post-Hardcore-Combo heißt im Falle von I PREVAIL: 2000er-Konsens-Pop nach Hart-Zart-Schema mit harten Klampfen. Auch wenn das neue Album der Band gegen Ende des Jahres erscheint, sticht man Plätzchen lieber wirklich aus, statt sich Mucke anzuhören, die wie mit den dazu verwendeten Förmchen am Fließband produziert klingt.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.11.2016
Tony Camposeo
Brian Burkheiser, Eric Vanlerberghe
Steve Menoian, Dylan Bowman
Lee Runestad
Fearless / Spinefarm / Universal
45:11
04.11.2016