Nicht viel ändert sich bei der Bewertung des Nürnberger Sextetts IGNIS FATUU in Hinblick auf die Mittelalter- oder Folk-Rock-Szene insgesamt. Sein neues Album, auf dem es sich vermessenerweise Albrecht Dürer widmet, steckt wie seine Vorgänger teilweise noch sehr tief in den Klischees der Jahrmarkts-, Gaukler- und Re-enactment-Klientel, die das aber vermutlich genau so haben will.
Immerhin blicken diese Menschen unentwegt in die Vergangenheit zurück, und Aufgewärmtes schmeckt manchen bekanntermaßen besser. Das liest sich nun vielleicht ein wenig schlimmer, als "Meisterstich" letztlich ist, denn sieht man über den einen oder anderen Text hinweg, macht die Band im Rahmen ihrer Möglichkeiten und selbst auferlegten Grenzen keine Fehler. Von Innovatoren wie SUBWAY TO SALLY oder deren besseren Wurzelpflegern (LETZTE INSTANZ) ist der spielerisch doch recht konservative Reigen aber weit entfernt.
Was das angeht, befinden sich IGNI FATUU in bester Gesellschaft, so man sie den ungleich populäreren SCHANDMAUL und SALTATIO MORTIS, aber bis zu deren kompositorischen Niveau und Spielwitz fehlen noch ein paar Zacken. Solche bricht sich gleichwohl kein Genre-Fan aus der Krone, wenn er zu "Meisterstich" greift. Abgesehen von produktionstechnische Unzulänglichkeiten (der irgendwie merkwürdige Sound ist einfach Geschmacksache) bietet die Scheibe keine unangenehmen Überraschungen.
Sucht man indes einen Hit, wird man so schnell nicht fündig, aber es ist auch wiederum nicht so, dass man sich nie satthören könnte an IGNIS FATUU. Zumindest dem nüchternen Rezipienten tun sich keine Momente auf, von denen er nicht genug kriegen kann, auch wenn der Schreiber den Machern nicht unterstellen möchte, beim Angehen ihrer Sache kein Herzblut zu vergießen. Gerade P.G. bemüht sich leidlich, mit beschränktem Stimmumfang dem gerecht zu werden, was textlich vorliegt.
Was "Meisterstich" abseits der Kritik letztlich für Szenegänger im Rock und Talar interessant macht, sind selbstredend die teilweise recht schmissigen Melodien und das ausdrücklich nicht niveaulos umgesetzte lyrische Konzept. Auch was das Optische betrifft, erhalten sie letztlich ein rundum stimmiges Paket aus zumindest der Kreisklasse.
FAZIT: Nörgler winken auch weiterhin ab, wenn es im Zusammenhang mit IGNIS FATUU um vermeintlich von früheren Zeiten inspiriertes Text- und Musikgut mit Rockfundament geht, denn die Band predigt auch mit "Meisterstich" den Bekehrten und bietet Genre-Stereotypisches mit allen Schikanen. Die Szene bleibt überschaubar, also wird die Platte darin wahrscheinlich zum Selbstläufer.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.07.2016
Fabi
P.G., Irene
Peter, Max
Carsten
Nico (Drehleier, Dudelsack), Irene (Flöten, Dudelsack, Schalmeien)
Trollzorn / Soulfood
50:13
08.07.2016