Auf der Promo-CD steht als Genre-Angabe "Doom / Death Metal". Für ein paar ruppige Passagen, inklusive (nicht ganz so derber) Growls mag das gelten, doch ziemlich schnell gehen IN MOURNING den Weg alles Anathemaischen, Katatonischen. Sprich, die Klänge werden verspielter, melancholischer und getragener, Klargesang ergänzt und ersetzt das kehlige Geraunze. Und zwar formidabel.
Ist das passende Spielfeld für den Ex-KATATONIA-Drummer Daniel Liljekvist, der als neues Bandmitglied vehement dafür sorgt, dass IN MOURNING zu keinem Zeitpunkt in Schönheit sterben. Ob die Gefahr überhaupt besteht, sei dahingestellt, aber bereits beim metallischen Einstieg wird deutlich, dass auf „Afterglow“ nicht der stacheldrahtumkränzte Knüppel aus dem Sack geholt wird. Dafür klingt die Band zu feingeistig, vielfältig, verspielt und im rockmetallischen Rahmen zu experimentierfreudig.
Abwechslungsreichtum mit Brüchen und Wandlungen ist angesagt, nicht stoisches auf die Tube drücken. Zu Highspeed-Metal tendieren IN MOURNING eh nicht, aber ihr bei aller Härte getragener, melodieseliger Sound wird ein ums andere Mal runtergebrochen bis fast zum Stillstand, schwelgt traumverloren im so elegischen wie knackigen Gitarrenspiel, ohne Scheu solistisch bei entspannten PORCUPINE TREE-Phasen anzudocken (das fantastische „Ashen Crown“). Hier herrscht Schwelgen und IN MOURNING können das verdammt gut. Ein wenig gepflegte Keyboardarbeit hilft dabei unterstützend.
Denn die Band schafft es, ihren eigenen Tonfall zu behalten, kein Ableger von KATATONIA, OPETH oder den weiter entfernten PORCUPINE TREE zu werden. Es gibt Ähnlichkeiten in der Entwicklung von Songs und Konzept, doch bleiben die Stücke eigenständig. Filigranes und Brachiales ergänzen sich prima, gerade weil Spuren des einen im jeweiligen anderen zu finden sind. Kann so einfach sein.
FAZIT: Wer den Zeiten nachtrauert, kurz bevor OPETH das Growlen völlig einstellten und kunstvollen Hippieprog spielten, findet mit IN MOURNING (bei aller Unterschiedelichkeit) ein gemäßigtes, aber würdiges Äquivalent. Gefühl und Härte, Grunzen und Säuseln – IN MOURNING halten die Balance und haben für beiden Varianten die richtigen Melodien und das Gespür für passende Übergänge.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.07.2016
Pierre Stam
Tobias Netzell
Tobias Netzell, Tim Nedergård, Björn Pettersson
Ja, irgendwer spielt auch Tasteninstrumente
Daniel Liljekvist
Agonia Records/Soulfood
54:01
20.05.2016