Es gibt immer einmal wieder Alben, die einen nicht nur mit der Musik dahinter begeistern, sondern auch mit der immensen Liebe, welche man in die Gestaltung ihrer „Verhüllung“ steckt. Mit „Stone Future Hymns“ reiht sich ein weiteres Vinyl-Goldstück in unsere Sammlung hervorragend gestalteter Gesamtkunstwerke ein, die gleichermaßen visuelle und audiophile Kunst miteinander vereinen.
Mit einem Paukenschlag beginnen die „Stone Future Hymns“ und führen uns mit dem etwas verfremdeten Gesang und der bluesmetallischen Intensität in eine Zeit zurück, in der LED ZEPPELIN sich ausgiebig in ihrem „Whole Lotta Love“ mit psychedelischen Klangexperimenten vergnügten.
„Silence Is Killer“, das gilt auf keinen Fall für den Eröffnungssong des INDICA-Albums, die sich statt mit der tödlichen Stille auseinanderzusetzen, es lieber auf dem grün-lila-gestalteten Vinyl ordentlich krachen lassen. Dabei pflanzen sie auf dem Boden des Doom-Metal wilde Kräuter aus Psyche, Stoner, Hard‘n‘Heavy, Blues und Space. Eine wilde Mixtur, die einem beim Hören die wahnwitzigsten Bilder im Kopf entstehen lässt, welche hervorragend zu der sich farbig drehenden Vielfalt auf unserem Plattenteller genauso wie zu den Texten und dem immer wieder zu entdeckenden Hanf-Blatt passen:
„I‘m losing, I‘m losing my mind / When can I die?“
Aber bitte auf keinen Fall sterben, bevor ihr die „Zukünftigen Steinzeit-Hymnen“ von INDICA gehört habt! Da sollte der Tod noch etwas warten. Oder vielleicht traut er sich bei all der musikalischen Verspieltheit gar nicht erst seine Sense zu schwingen, weil wir noch ein wenig die Pilze mit dem Urwesen genießen wollen, das seine Hand schon bedenklich nahe an unserer Sanduhr, die doch längst noch nicht abgelaufen ist, hat. Darum wird hier besser nicht verraten, in welchem Zustand sich die Uhr auf der Rückseite dieser so beeindruckend gestalteten LP befindet.
Doch es ist nicht nur die gelungene Gestaltung, die begeistert, auch die vielen Beigaben, die einem entgegenfallen, wenn man die durchsichtig glänzende Schutzhülle, in der die LP steckt, öffnet: ein umfangreiches Textblatt, ein Band-Foto, Aufkleber und eine im Postkartenformat gestaltete Karte, auf der sich ein von Hand geschriebener Download-Code befindet.
Doch was wäre all die Verpackung wert, wenn die Musik darauf nicht stimmen würde?
Aber auch die größtenteils finsteren, epischen Klangmonster stimmen und wecken natürlich auch einige tot geglaubte Geister auf, die INDICA - übrigens nur echt mit einem Hanf-Blatt unter ihrem Namen - auf dem BLACK SABBATH rief. Die Jungs aus dem australischen Queensland heben sich ihren ganz besonderen Rock-Leckerbissen bis zum Ende auf. Das siebzehnminutige „Slow Burner“ wird so zum grandiosen Vinyl-Finale, das, ganz dem Titel entsprechend, als kleines Feuerchen beginnt und sich zum riesigen Flächenbrand entfaltet, der mit treibenden Schlag-Rhythmen, ausgiebigen Gitarren-Soli, abgefahrenen Psyche-Spielereien, wildem Gesang und beängstigenden Rückkopplungen nicht nur verabschiedet, sondern unseren Tonarm regelrecht glühen lässt. Natürlich nur in grün-violett! Und während die tiefen Bässe noch in unseren Ohren nachhallen, spüren wir noch lange diese Aura aus Mystik und Metallic, die sich hinter INDICA verbirgt.
FAZIT: Meisterhafte Musik zwischen Doom, Kraut und Space trifft auf meisterhafte „Verhüllungskunst“! INDICA ist mit „Stone Future Hymns“ ein Album gelungen, das nicht nur in seinem farbigen Vinyl und der ansprechenden Gestaltung ein echter Hingucker, sondern auch mit dem, was da aus den bunten Rillen kommt, ein echter Hinhörer ist!
PS: Die Vinyl-Ausgabe ist strikt auf 500 Stück limitiert, wobei 200 Einheiten im schwarzen und 300 Einheiten im grün-violetten Vinyl daherkommen. Sammler sollten sich also gehörig beeilen!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.07.2016
Josh Dawson
Jayesh Talati
Jayesh Talati, Jesse Haywood
Michael Flint
Craig Ferguson (Noise)
Tonzonen Records
48:58
04.02.2016