Zwei Jahre nach "Sundial" reicht dieses Trio eine Fortsetzung im gleichen Fahrwasser ein, wobei die Besetzung das Besondere am Klang von Jachna / Tarwid / Karch ausmacht. Wojciech Jachna vom Contemporary Noise Quintet dürfte der bekannteste Musiker der drei sein, zumindest unter avantgardistisch bewanderten Hörern, und bestimmt auch weitgehend das Geschehen auf "Sundial II".
Der Altmeister hat jüngere Musiker um sich geschart, die alle einen Konservatoriums-Background (Dänemark) haben und sich wie auf dem Vorgänger als treffliche Counterparts von Jachna herausstellen. Das Album fußt stark auf klassischer Musik, verschließlich sich aber nicht vor Strömungen innerhalb der zeitgenössischen E-Musik, wobei die Stücke zu gleichen Teilen improvisatorisch und gezielt komponiert wirken. Die unmittelbare Interaktion der Protagonisten wird jedoch nicht zuletzt dank der lebendigen Produktion in jedem Moment offenbar.
Stücken wie 'Holmen' oder 'Carol' wohnt etwas romantisch Narratives inne, doch "Sundial II" hinterlässt keinen ausgesprochen naiven Eindruck - melancholisch schon eher, und Augenblicke der Stille gehören entschiedenermaßen zum Gesamtbild, das die Musiker zeichnen. Bei aller Verhaltenheit hört man ihnen den Spaß bei der Sache deutlich an, insbesondere während des gewagten 'Mirror Of A Thousand Flowers'. 'One For Hedgehog' ist eher hypnotisch ausgefallen und gipfelt in einem misstönenden Finale.
FAZIT: "Sundial II" ist folgerichtiger Nachschub im Verhältnis zu Teil eins und fühlt sich in Kategorien wie Minimalismus oder experimentelle Kammermusik sehr wohl.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.12.2016
Grzegorz Tarwid
Albert Karch
Wojciech Jachna (Flügelhorn, Trompete)
Hevhetia
46:43
09.12.2016