Würde man den Einfallsreichtum von Musik auf das Cover zurückführen, hinter dem sie steckt, dann hätten JADIS keine guten Karten! Nicht nur dass es dem 2012er-Vorgänger-Album „See Right Through You“ von der Gestaltung (Und nach dem Hören erkennt man, dass auch die Parallelen zu dem Album unüberhörbar sind!) her verdächtig ähnlich erscheint, auch die motivische Ausrichtung lädt nicht unbedingt zum Hören ein. Nur wäre es schade, wenn man sich im Falle von <a href="https://www.youtube.com/watch?v=ftK4q1gEo5E" rel="nofollow">„No Fear Of Looking Down“</a> von seinen optischen Eindrücken leiten lässt, denn die akustischen sind deutlich besser, selbst wenn sie den Neo-Prog nicht gleich revolutionieren. Ein weiteres angenehmes Stück Musik fügen sie ihm aber auf jeden Fall hinzu.
JADIS bleibt sich natürlich mal wieder treu, in dem Sinne, dass sie nach den neoprogressiven 90er-Jahren und MARILLION oder IQ klingen – welch Wunder, schließlich ist Keyboarder MARTIN ORFORD ein wichtiger Bestandteil dieser Band gewesen –, die gleich musikalisch um die Ecke geparkt sind, damit man immer mal wieder bei ihnen einsteigen kann. Allerdings nie in dem Sinne, dass man sich bei ihnen bedient. Nein, man klingt einfach so ähnlich und hält auch bei deren musikalischem Niveau mit.
Bereits „Listen To Me“ eröffnet das Album mit einem Song, der sich zwischen Neo-Prog und einer fast radiotauglichen Melodie sowie einem ausgiebigen, sehr schönen Gitarren-Solo bewegt und ein wenig an die besseren Zeiten von ELOY erinnert, während <a href="https://www.youtube.com/watch?v=_QmQtVCgkEw" rel="nofollow">„Where Am I“</a> mit bedrohlich wirkenden, düsteren Keyboardflächen eingeleitet wird, die von härteren E-Gitarren abgelöst werden, bis wieder die Melodieverliebtheit, die übrigens dem gesamten Album innewohnt, zum Tragen kommt.
Mit „Just Let It Happen“ kommt dann das „böse Wort“ Pop, gepaart mit jeder Menge Bombast und Hymnischen, noch einmal ins Spiel, um sich ab Album-Minute 18 dann endlich viel stärker den progressiven Musik-Elementen zuzuwenden – und den akustischen!
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=hE7LdAn86SU&index=1&list=PLz5T5cndIOGZQRoZlS_CnNmc4RgHVJGFR" rel="nofollow">„A Thousand Staring Eyes“</a> eröffnet mit einer akustischen Gitarre und der anklagenden Textzeile: „I see the evil in a thousand staring eyes“, ein Statement gegen jede Form von Fanatismus und Terrorismus: „Who kills a man who only dared to make a sound“, ist die letzte Frage, die dem bedrückendsten Song des Albums noch einmal ordentlich Nachdruck verleiht. Auch hier darf die elektrische Gitarre von Gary Chandler, dem Kopf der Band, wieder mit einem schönen Solo übernehmen. Das einzige Instrumental „Change Of Season“ lebt erneut von der akustischen Gitarre und einem ausgiebigen, wunderschönen GENESIS-like Flötenspiel. Fast schade, dass es nicht mehr solcher Instrumentals auf dem Album gibt, bei dem sogar eine Drehleier erklingt. RENAISSANCE, HÖSTSONATEN und ein akustischer STEVE HACKETT lassen gehörig grüßen!
Besonders auffällig am aktuellen JADIS-Album ist, dass erstmals die Gitarren beinahe stärker als die Keyboards in den Sound-Mittelpunkt rücken. Die neo-progressiven Elemente dadurch mehr in den Hintergrund treten, während progressiv Rockendes deutlich größere Freiräume erhält, ohne allerdings in zu Komplex-Experimentelles zu verfallen. Der Schönklang bleibt, auch wenn der Härtegrad steigt.
FAZIT: Mit ihrem bereits 8. Studio-Album „No Fear Of Looking Down“ überraschen JADIS besonders durch etwas härtere Gitarren und nicht vorrangig neo-progressive Klänge. Trotzdem bleiben sie natürlich ihrem gewohnten Klang-Kosmos treu, den sie einfach durch etwas mehr Härte eine zusätzliche Klangfarbe verleihen. Nicht nur MARILLION setzten überzeugend auf „Fear“, auch JADIS liegen in der Beziehung richtig. Ist das nicht beängstigend?
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.12.2016
Andy Marlow
Gary Chandler
Gary Chandler
Martin Orford, Gary Chandler
Steve Christey
Martin Orford (Flöten, Drehleier)
Jadismusic/Just For Kicks Music
45:27
25.11.2016