Der musikalische Allrounder Jartse Tuominen aus Finnland - hierzulande höchstens bei Fusion-Insidern und der Muckerpolizei kein unbeschriebenes Blatt - legt abseits seiner Group ein programmatisches Gitarrenalbum vor, das in weiten Teilen zu beliebig klingt, um mehr zu vermögen, als den Bekehrten (id est: ambitionierten Musikern im Hobby oder Profi-Metier) zu predigen.
Der renommierte Studiogitarrist und Produzent spielt in klassischer Bandbesetzung auf und orientiert sich an den Jazzrock-Scheiben der 1980er. Will heißen: "Untold Stories" ist ein sehr glatt produziertes Feuerwerk an Virtuosität mit mäßigem Songwriting, wiewohl es sich definitiv nicht um einen Tiefschlag aus der Shredding-Kiste handelt, wie sie etwa Mike Varney seinerzeit mit seinem Label Shrapnel en masse herausbrachte.
Dafür ist die Platte stilistisch ohnehin zu breit gefächert: Lateinamerikanische Rhythmen treffen auf "britische" Hammondorgeln der Prog-Schule, elegante Leads auf viel zu unwirsche Solos, die ins schrill Atonale abdriften, und Swing-Grooves auf schwelgerische Piano-Parts. Das Ganze ist für Wertschätzer von gediegenem Handwerk ein Fest, aber kompositorisch eine einzige Willkür. In puncto Motivik bleibt bei Tuominen nichts hängen, und man muss kein Hochschüler sein, um zu erkennen, dass es sich überwiegend um Gedudel handelt, bei dem das sprichwörtliche Weniger ein Mehr bedeutet hätte.
FAZIT: Dutzendware aus dem Bereich instrumentaler Gitarrenmusik: tolle Spieler und eine ordentliche Produktion, aber lieblose Stilübungen anstelle von berührenden Songs.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.03.2016
Sledgehammer / Indigo
42:48
18.03.2016