Es sind die Zweifel, die uns vorantreiben oder ausbremsen, uns Angst machen oder Kampfesmut verbreiten. Manchmal erklingen sie auch auf einer CD, zumindest auf der von JENS BENDER, einem jungen Fingerstyle-Gitarristen und Sänger, der mit seiner recht rauen Stimme und dem leidenschaftlichen Umgang mit seiner Gitarre einerseits eine ideale Pub-Atmosphäre, aber andererseits auch eine klassisch anmutende Konzertsaal-Stimmung verbreitet.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=vaVOu7QsG44" rel="nofollow">„Doubts“ ist zweifellos sein keinesfalls zweifelhaftes, sondern gelungenes, ambitioniertes Debüt</a>, welches ausschließlich von Gesang und Gitarre lebt und deshalb wohl im Mainstream breit instrumentierter Band-Poserei nicht viel Gefallen finden wird. Aber diese „Gruppe von Musikliebhabern“ will der Mainzer Musiker auch garantiert nicht erreichen.
Der 1985 geborene und schon in einer Vielzahl von Bands (Reggae, Punk, Folk, Metal) musikalisch sozialisierte Bender hinterlässt auf „Doubts“ seine erste Musik-Duftmarke als Singer/Songwriter und im Modern Fingerstyle sowie der progressiven Gitarren-Arbeit. Dabei greift er nicht nur auf‘s traditionelle Fingerpicking zurück, sondern auch auf zweihändige Tapping-Patterns und perkussive Rhythmuselemente, indem er auf dem Gitarrenkorpus trommelt und so gleich noch einen Schlagzeuger ersetzt. Dabei eifert er liebevoll seinen großen Vorbildern von ANDY McKEE bis ANTOINE DUFOUR nach und würde wohl auch bei ihnen mit seiner Musik gehörig Eindruck schinden.
Fein säuberlich baut Bender innerhalb seines Albums auf die strikte Trennung zwischen gesungenem Song und Instrumentaltitel. Alle „ungraden“ Stücke sind also Lieder, die sich um Themen drehen, die vom Selbstzweifel bis zum Zweifeln am Großen und Ganzen handeln, während die ungeraden Stücke rein instrumental sind. Eine kluge Idee und ähnlich konsequent, wie Benders Umgang mit seiner Gitarre, mit der er manchmal regelrecht verwachsen zu sein scheint. Und alle, die beim Hören oftmals den Eindruck haben, ein Schlagzeug zu vernehmen, die irren, denn in diesen Momenten trommelt Bender ausgiebig auf dem Korpus seiner Gitarre. „Tale Of A Tool“, auf dem er zusätzlich mit Stereo-Looper arbeitet, ist ein besonders hörenswertes Beispiel dafür und der abschließende Höhepunkt eines ansonsten manchmal etwas zu einseitig ausfallenden Albums, bei dem man sich mitunter nach dem einen oder anderen Kontrapunkt sehnt, so beeindruckend auch Benders Fingerfertigkeit und der Gesang sind.
Alle Texte auf dem Album sind auch im achtseitigen Booklet enthalten und es lohnt sich, diese auch durchzulesen. Wenn Bender auf „All I Got To Say“ sich kritisch mit dem Castingshow-Wahn auseinandersetzt, klingt er beinahe wie ein ANDREAS KÜMMERT, der ja in Persona erleben durfte, was passiert, wenn man sich diesem Irrsinn zu entziehen versucht.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=xENxc0_9sZw" rel="nofollow">„Smile“</a> ist dagegen eine traurige Ballade über die Enttäuschung, wenn man erkennt, dass jemand, dem man traute, dieses Vertrauen missbraucht, während <a href="https://www.youtube.com/watch?v=0S3-CAo9lmU" rel="nofollow">„An Echo“</a> im Umkehrschluss die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem passenden Partner beleuchtet: „I will get to know you / Until that day I‘m just an echo of myself.“
Mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=rT1xXk6fx8Q" rel="nofollow">„Atoms And Emptiness“</a>, dem ersten Instrumental auf „Doubts“, spielt JENS BENDER gleich die ganze Breite seines Könnens aus, wobei die anderen instrumentalen Stücke sich dann doch etwas ähneln, während am Ende das rockige „Tale Of A Tool“ regelrecht herausragt.
Bedenkt man außerdem, dass Bender sogar das Aufnehmen und Mischen in völliger Eigenregie meisterte, muss man ihm noch ein besonderes Lob für den kristallklaren Klang und die gelungene Stereo-Kanaltrennung aussprechen. Ein mutiges Debüt, an dem es bis auf den Titel keinen wirklichen Zweifel gibt.
FAZIT: Ein hervorragender Gitarrist und guter Singer/Songwriter präsentiert mit „Doubts“ sein Debüt, das vom musikalischen Können her schwer beeindruckt, aber in der einen oder anderen Komposition noch nach etwas mehr Abwechslung schreit. Was JENS BENDER an seiner Gitarre leistet, egal ob im Fingerpicking oder schlagend, streichend, zupfend, trommelnd, verdient Hochachtung. Kein Zweifel! Das Album hätte auch „No Doubts“ heißen können!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2016
Jens Bender
Jens Bender
Eigenvertrieb
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16.09.2016