Auf ihrem zweiten Album knüpfen Jeremy & The Harlequins einen klassischen Teppich aus Surf-Gitarren, Garage Rock und Singer-Songwriter-Ethik, die sich in mitsingbaren Kompositionen ausdrückt. Die Atmosphäre und das Setting des Ganzen? Irgendwo in Amerika, Cadillacs und Schmalztollen, die an Buddy Holly oder Gene Vincent denken lassen.
"Into The Night" klingt, als sei ab Ende der 1970ern kulturell, politisch und gesellschaftlich nichts in den Vereinigten Staaten geschehen. Das erweckt im Guten wie Schlechten einen naiven Eindruck, den das Ensemble aber zu seinem Programm erhebt, komplett mit höhenlastigem Sound, einstweiliger Mundharmonika und imaginärem Hüftschwung vorm antiquierten Nierenmikrofon.
Im Ergebnis steht stilistisch breiter gefächerter Rockabilly-Kram, der kein Wässerchen trüben kann und sich in nahezu ausnahmslos freudigen Stücken niederschlägt, begonnen bei "Into the Night" selbst über den Fingerschnipser "Rhythm Don't Lie" hinweg zu mehreren gefühlten Retro-Western-Streifen und blauäugiger Liebelei ("There's a Girl"). Das mag man einseitig finden, aber auch als Eskapismus willkommenheißen, wie er zu allen Zeiten zumindest vorübergehend nicht verwerflich ist.
FAZIT: Musik für die erste geschlechtliche Liebe auf dem Rücksitz, gegossen in eingängige, aufmunternde Lieder mit reichhaltigem Instrumentarium bei bewahrter, notwendiger Transparenz. "Into The Night" ist vintage durch und durch, was einem unbedingt gefallen muss, sonst wird man nicht warm mit den Machern.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2016
Yep Roc / H'art
32:23
12.08.2016